© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/23 / 12. Mai 2023

Leserbriefe

Zu: „Das große Geld verdienen andere“ von Ulrich van Suntum, JF 19/23

Das funktioniert definitiv nicht

Die Koalition will in den nächsten sieben Jahren überschlägig 30 Millionen Wärmepumpen neu installiert haben. Diese Utopie kann man nur Grünen, depperten Sozis und eben den Amerikanern verkaufen. So viele energiesparende Neubauten wird es nicht geben. Und in Bestandshäusern mit Heizkörpern machen Wärmepumpen erstens keinen Sinn, es wird nicht richtig warm, sogar bei Plusgraden außen. Und ein Umbau kann sich definitiv kaum einer leisten, eine Zweitheizung zum Beispiel für Warmwasser (60 Grad) ist zusätzlich nötig, dazu kommt zweitens volatiler, knapper, teurer Strom, zu schwache Stromleitungen, steigende Kupferpreise, fehlende Handwerker, fehlender Estrichzement (Fußbodenheizung). Selbst wenn die Umbauten in Ein- und Mehrfamilienhäusern durch Subventionen abgedeckt würden, absolut irre Zahlen wären das, müßten die Bewohner der 30 Millionen Haushalte für die Dauer des Umbaus (Fußbodenheizung) mit Sack und Pack ausziehen, ja wohin denn? Also, das alles funktioniert definitiv nicht! Dann lieber jetzt Kasse machen, sagen sich die Viessmänner und – wenn der Wahn mit der nächsten Wahl ein Ende hat – der Konkurrenz eine lange Nase machen.

Walter Hofmann, Peenehagen






Zu: „ARD und ZDF / Die Arroganz der Macht“ von Dieter Stein, JF 18/23

18,35 Euro für den Kontrafunk JF

Es scheint eine echte Win-Win-Situation zu sein, die sich seit Jahren bewährt. Die Politik erhält Unterstützung bei ihrem Handeln von ARD und ZDF, egal, wie fehlerhaft die Politik ist, und die Sender wissen, daß sie die horrenden Zwangsgebühren zu Lasten der Bürger nur mit Hilfe der Politik schrittweise weiter erhöhen können. Mit der Marktmacht steigt aber auch der Anspruch von ARD und ZDF auf die Deutungshoheit zu allem, was geschieht. Das Nachsehen haben die freien Medien wie die JUNGE FREIHEIT und die Meinungsfreiheit allgemein. Viele der Unterzeichner der Petition der JF zur Abschaffung der Zwangsgebühren würden sicher viel lieber die 18,35 Euro monatlich den freien Medien spenden wie der JUNGEN FREIHEIT, aber wollen natürlich nicht im Knast landen, wenn sie die Zahlung an die GEZ einstellen. 

Da aus meiner Sicht ARD und ZDF täglich gegen die Bestimmungen des Rundfunkgesetzes nach Abbildung der Meinungsvielfalt verstoßen, müßte es doch möglich sein, sich juristisch zu wehren gegen diesen Zwang. Haben immer mehr Bürger damit Erfolg, stürzt das politisch-mediale Machtkartell wie ein Kartenhaus zusammen. Einen Versuch wäre es wert. Propaganda gab es auch in der DDR. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß man dafür in der DDR ständig steigende Zwangsgebühren zahlen mußte, noch dazu als „Demokratie-Abgabe“. Kommt die Erhöhung durch, sitzt das Kartell noch fester im Sattel, wie im alten Rom, wo es hieß: „Brot und Spiele“. Wenn das gewährleistet war, konnten die Senatoren machen, was sie wollten.

Detlef Moll, Nümbrecht






Zu: „Lang lebe der Boomer!“ von Paul Leonhard, JF 18/23

Es ist der Geburtenrückgang, stupid!

Schon der Ausdruck „Boomer“ ist irreführend. Die „starken“ Geburtsjahrgänge zwischen 1955 und 1969 lagen nur wenig über dem Erhaltungsniveau von 2,1 Kindern pro Frau. Als „Boom“ erscheint die Geburtsziffer nur rückblickend, wenn sie vom nachfolgenden massiven Geburtenrückgang aus betrachtet wird. So ist nicht ein angeblicher „Boom“ von Rentnern das Problem, sondern der massive Geburtenrückgang ab 1970. Wäre dieser ausgeblieben, gäbe es heute keinen Arbeitskräftemangel und keine Rentenprobleme. Kinder sind nun mal die wichtigste Investition in einer Gesellschaft. Erfolgt sie ungenügend, werden die Folgen nach 20 Jahren in Form von Arbeitskräftemangel und sozialen Problemen deutlich. Im Wirtschaftsbereich wird dagegen davon ausgegangen, daß sich eine Investition in höchstens 10 Jahren amortisiert. Umgekehrt heißt das, daß eine mangelhafte Investition in Kinder sich ebenfalls erst nach 20 Jahren negativ bemerkbar macht, dann aber recht deutlich. Dieser Zusammenhang wurde im Beitrag nicht deutlich. 

Die Feststellung, ein Geburtenanstieg wirke sich erst nach 20 Jahren auf dem Arbeitsmarkt aus, ist zwar richtig. Aber eine nachhaltige Politik muß das berücksichtigen. Insofern war die Sozialpolitik der letzten 60 Jahre alles andere als vernünftig und nachhaltig. Eine ganz wesentliche falsche Weichenstellung war die Rentenreform 1957. Das unter der Adenauer-Regierung eingeführte „Umlageverfahren“ (die aktuell Erwerbstätigen zahlen durch ihre Sozialbeiträge die Renten und hohen Krankheitskosten der Alten) wäre nur dann nachhaltig, wenn es ein vergleichbares Umlageverfahren für die Kinderkosten gäbe (alle Erwerbstätigen bezahlen die Kinderkosten, also nicht nur die Eltern), wie es auch von Wilfrid Schreiber, einem Berater Adenauers, vorgeschlagen wurde. Aber Adenauer dachte nur an die Wahlstimmen der Rentner und nicht an die Kinder. So gibt es bis heute nur einen minimalen Ausgleich der Kinderkosten (zum Beispiel als Kindergeld). 

Stattdessen wurde ein kinder-, eltern- und familienfeindliches System geschaffen, eine bis heute  desaströse und familienzerstörende Sozialpolitik. Der zuvor überwiegend intakte Generationenvertrag zwischen Eltern und eigenen Kindern wurde aufgelöst und in einen regelrechten Generationenbetrug zu Lasten der Eltern überführt. Schließlich tragen diese die höheren Kosten, haben aber weniger Rentenansprüche, weil sie weniger erwerbstätig sein können. Es wird Zeit, daß diese Zusammenhänge anerkannt und Konsequenzen gezogen werden. Die heutige Propagierung der Fremdbetreuung nach dem ersten Lebensjahr ist aber kein empfehlenswerter Weg. Einmal wünschen sich viele Eltern Kinder, weil sie Kinder lieben und nicht schon nach einem Jahr in Fremdbetreuung geben wollen. Zum andern ist erwiesen, daß Fremdbetreuung im U3-Alter bei den Kindern einen Dauerstreß fördert (gemessen am Cortisolspiegel im Speichel), der die Reifung des Gehirns behindert, und im späteren Leben Depressionen und soziale Fehlentwicklungen fördert und den Schulerfolg belastet. Nachfolgende medizinische und psychologische Korrekturversuche sind teuer und können den Schaden nicht mehr wirklich ausgleichen.

Johannes Resch, Annweiler






Zu: „Rückzug in heile Welten“ von Oliver Busch, JF 18/23

Regisseur Wolfgang Liebeneiner

Es ist kein Alleinstellungsmerkmal der Filmkunst, daß viele ihre Karriere im Dritten Reich gemacht haben. Ein Beispiel ist auch der Aufbau der Bundeswehr. Im Film ist es Regisseur Wolfgang Liebeneiner (1905–1987), der 1956 für den Film „Die Trapp-Familie“ verantwortlich zeichnet. Vor dem Krieg als Schauspieler in zig Filmen zu sehen, war er auch im Krieg als Regisseur tätig. 

Als Regisseur der Ehekomödie „Die guten Sieben“ und des Historienfilms „Bismarck“ (beide 1940) gehörte er zu denjenigen, die aus dem Dotationsfonds des Führers im Jahr 1940 bedacht worden sind wie Carl Froelich, Emil Jannings, Veit Harlan, Heinz Rühmann, Hans H. Zerlett oder Ferdinand Marian. In dieser Liga spielte Liebeneiner! 1941 folgen das Arzt -und Ehedrama um das Problem des Gnadentodes, „Ich klage an“ und der Film „Das andere Ich“. Ende 1942 folgte der Bismarck-Film „Die Entlassung“, und 1943 der Film „Großstadtmelodie“. Dieser wurde zwar kein Kinoklassiker, aber hat dokumentarischen Wert, da er Aufnahmen von Berlin bietet, die sechs Wochen später in der Nacht vom 18. auf den 19. November 1943 wegen des da erfolgten Bombardements nicht mehr möglich waren. Im März 1945 werden noch Filme zugelassen, die nicht mehr zur Uraufführung kommen: darunter auch der Durchhaltefilm „Das Leben geht weiter“ über Menschenschicksale aus der Zeit der Fliegerangriffe auf Berlin. Nach dem Kriegsende inszenierte er 1947 an den – von der jüdischen Theaterleiterin Ida Ehre geführten – Hamburger Kammerspielen die Uraufführung von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“, das er dann unter dem Titel „Liebe 47“ auch verfilmte.

Peter Conrad, Weißenbrunn






Zu: „Der Staat wirkt unbeteiligt“ von Christopher J. Peter, JF 18/23

Trefflich, da doppeldeutig

Die Überschrift Ihres Artikels zur Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland ist genial doppeldeutig! „Der Staat wirkt unbeteiligt“ – ja, es wirkt so, es scheint so, als gäbe es keine Zensur. Aber die Methode, die Zensur an die Online-Dienste und diverse Faktenchecker oder NGOs auszulagern, wirkt, ist durchschlagend effektiv. Diese Regierung ist schlicht hinterhältig! Herzlichen Dank für diesen hervorragenden Artikel wie auch für die vielen anderen Beiträge in der Jungen Freiheit.

Jacqueline A. Henley, Stuttgart






Zu: „Alternative zu Deutschland“ von Manfred  Haferburg, JF 18/23

Anklage wegen Deindustrialisierung

„Die Ampel vollzieht ohne Rücksicht auf Milliarden-Verluste den Atomausstieg und grüne Verwaltungen sind bemüht, die stillgelegten Kernanlagen unbrauchbar zu machen“. Wenn ein „Wirtschaftsminister“ auch noch öffentlich die Betreiber auffordert, die Kraftwerke so zu vernichten (Säure), daß sie nie wieder verwendet werden können, ist das nicht nur in meinen Augen Sabotage. Dafür ist früher schon mancher verurteilt worden. Warum ist hier kein Rechtsanwalt, der ihn und die ganze Bagage anklagt?

Peter Windhövel, Halberstadt




Fehlende Kostenstellen

Hier fehlen Angaben zu den Kosten neuer Atomkraftwerke, der Entsorgung des Atommülls und den Gründen für die Nichtversicherbarkeit der Risiken im Betrieb. Das gleiche gilt für die Kosten der erneuerbaren Energien. Auch fehlen Angaben zur Preisbildung beim Strom und zum Netzausbau.

Rüdiger Vehof, Landesbankdirektor i.R., Erfurt






Zu: „Wir werden mehr, nicht weniger!“ von Peter Hahne, JF 15/23

Die Wahrheit wird freimachen

Dieser Aufmacher wirkt wie eine gute Predigt in der Osternacht: mutmachend, mit Substanz und klaren Worten. Die Irrwege der vergangenen drei Jahre deutlich umreißend, mit dem Hinweis auf die falschen Propheten und ihre Machenschaften. Bleiben wir am Ball, decken wir weiter auf und treten unerschrocken ein für die Wahrheit, für das Aufdecken der Lügen und Manipulationen unserer woken Gesellschaft. Nichts anderes ist die Bedeutung des Wortes „Wahrheit“, das aus dem Altgriechischen stammt und „aufdecken, enthüllen“ meint. „Die Wahrheit wird euch freimachen“, sagt uns Jesus im Johannesevangelium zu. Wagen wir endlich zu glauben und danach zu handeln, im Geiste des Evangeliums, wissend, daß wir eine Hoffnung haben, die nicht von dieser Welt ist.

Sylvia Sobel, Berlin






Zu: „Von oben bevormundet“ von Holger Douglas, JF 15/23

Gleichgewicht bei der Bootsfahrt

Alles fußte bisher auf der Annahme, daß das Coronavirus und die Erderwärmung gefährlich sind. Die etwas dagegen vorbringen, gelten als Querdenker. Diese Diffamierung ersetzt fehlende Argumente und verhindert kontroverse Diskussionen. Um fehlende Vielfalt zu ersetzen, darf dafür nach Herzenslust gegendert werden und die Bedürfnisse von bis zu 67 Geschlechtern befriedigt werden. Der gesunde Menschenverstand und die persönliche Freiheit zählen genauso zu den Kollateralschäden wie die Spaltung der Gesellschaft und die Zerstörung des Mittelstands und einer funktionierenden Energiewirtschaft und Automobilindustrie. Mit einer deutlichen Benennung der Risiken und dem Appell an die Eigenverantwortung jedes einzelnen wären wir weitaus besser durch die Krise gekommen. Das aber hat uns die Politik offensichtlich nicht zugetraut! Angesichts der Entwicklung in den letzten Jahren traue ich der Politik jetzt alles zu! Außer vernünftige Entscheidungen. Der Souverän in einer Demokratie ist das Volk! Zumindest auf dem Paper. Wie wußte schon Ernst Ferstl: Eben weil wir alle in einem Boot sitzen, ist es gut, daß wir nicht alle auf einer Seite sind.

Klaus Wurzler, Stuttgart






Zu: „Monstrum aus dem Riesen-Ei“ von Dietmar Mehrens, JF 14/23

Überholte Klassifikation aus dem ICD-10

Zur Rezension des von Alice Schwarzer mitherausgegebenen Buches „Transsexualität“ hier eine wichtige Korrektur. So heißt es: „Mediziner stufen Intersexualität als Störung der geschlechtlichen Entwicklung („disorder of sex development“) ein.“ Doch nach dem neuesten ICD-11 (internationale Klassifikation von Krankheiten) würde das wohl nicht jeder Mediziner mehr so einstufen. Der ICD-11 ist seit dem 1. Januar 2022 gültig, in der Theorie. Die im ICD-10 noch aufgeführten Störungen der Geschlechtsidentität (F64.-), darunter auch F64.0 Transsexualismus, wurden schlicht weggestrichen. So auch die Störung der Geschlechtsidentität im Kindesalter F64.2. Bisher findet der ICD-11 noch keine offizielle Anwendung, da er erst in alle Sprachen übersetzt und überarbeitet werden muß. Wahrscheinlich müssen erst in allen Ländern die Weichen gestellt werden, damit das medizinische Fachpersonal auch wirklich überall die – gleichen – verhängnisvollen Diagnosen stellt.

Daniel Lewitz, Berlin