„Ewigkeitschemikalien“ in Windrädern und Solarzellen
STUTTGART. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind eine Gruppe von mehreren tausend Chemikalien, die wasser- und fettabweisend sind. Da die vor allem in Textilien und Industrieprozessen eingesetzten PFAS sehr stabil sind, werden sie „Ewigkeitschemikalien“ genannt. „In der Umwelt können PFAS sich in Nahrungsketten anreichern oder rasch im Wasserkreislauf verteilen und auch Trinkwasserquellen wie das Grundwasser erreichen“, warnt das Umweltbundesamt. Daher müsse „die Herstellung, Verwendung und das Inverkehrbringen aller PFAS“ durch eine Verschärfung der EU-Chemikalienverordnung Reach „beschränkt werden“. PFAS werden auch bei Windkraftanlagen (WKA) „in Kabelisolierungen und beschichteten Halbleiterplatten“ sowie „bei der Produktion von Rotorblättern eingesetzt, um deren Oberflächen wasser- und schmutzabweisend zu machen“, erklärte Thekla Walker, grüne Umweltministerin von Baden-Württemberg, in einer Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Uwe Hellstern und der AfD-Landtagsfraktion (Drucksache 17/4389). Im Brandfall bestehe hier „ein Restrisiko für eine Schadstofffreisetzung“. Bei der WKA-Entsorgung gehe die Landesregierung davon aus, daß das „beim Bau von Rotorblättern eingesetzte PFAS durch die thermische Verwertung zerstört“ werde. Hierfür lägen aber „noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor“. WKA-Hersteller und Zulieferfirmen suchten zudem nach Alternativen, um den PFAS-Einsatz „zumindest zu minimieren oder ganz zu vermeiden“. Auch ein Fünftel der aktuell produzierten Photovoltaikmodule enthalte „Polyvinylidenfluorid (PVDF) als Polymerrückseitenfolie“. Bei glaslosen Modulen könnten „für das auf der Vorderseite verwendete Kunststoffmaterial ebenfalls PFAS zum Einsatz kommen“, so Walker. PFAS „haben die Eigenschaft, sich aufgrund ihrer Langlebigkeit im menschlichen Organismus anzureichern“. In epidemiologischen Studien würden sie mit „Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs“ sowie veränderten Cholesterinwerten in Verbindung gebracht. (fis)
IT für den Gerichtssaal: Verurteilt vom Avatar?
WIEN. Gerichtsverhandlungen per Videokonferenz sind in Flächenstaaten wie Australien oder Kanada, wo Online-Termine lange Anreisen überflüssig machen, längst normal. Auch in Europa sollen sie bald zum Alltag gehören. Zum Wegbereiter könnte dabei eine neue Software fungieren, an der Forscher der Fraunhofer Austria Research GmbH arbeiten. Kernelement ihrer Entwicklung ist die Übertragung von Augenbewegung und Mimik der Nutzer auf ihre Stellvertreter-Avatare im virtuellen Gerichtssaal. Die Datenerfassung erfolgt über eine Webcam, so daß keine technische Ausrüstung wie Brillen oder Gesichtsmasken notwendig ist. Sobald das System die Blickrichtung des Nutzers am Bildschirm erfaßt, wird sie in eine Kopfbewegung des Avatars umgesetzt und so ein Blickkontakt simuliert. Ebenfalls übertragen werden Gesichtsausdruck und Mundbewegungen. Kombiniert wird die Erkennungssoftware mit den Rollenspezifikationen der Avatare, die in enger Kooperation mit Juristen entwickelt wurden. Den Prototyp ihres „Virtual Court-Settings“ haben die Forscher bereits erfolgreich getestet (Fraunhofer-Magazin, 2/23). (li)
Erkenntnis
„Es gibt keine Trends zu mehr Hurrikans, schon gar nicht global. Und auch in bezug auf Dürren verhält es sich von Region zu Region sehr unterschiedlich. Die schwere Dürre in Madagaskar von 2019 bis 2021 etwa war ein extrem seltenes Ereignis, der Klimawandel hatte auf den Regen allerdings keinen großen Einfluß. In diesem Gebiet gibt es immer wieder Jahre mit sehr wenig Niederschlag.“
Friederike Otto, Professorin für Klimawissenschaften am Grantham Institute for Climate Change am Imperial College London