© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/23 / 12. Mai 2023

Hypothese zum Hethiterreich: Dürrekatastrophe in der späten Bronzezeit
Klimawandel brachte das Ende
(ob)

Um 1300 v. Chr. zählten die Hethiter neben Ägyptern, Assyrern und Mykenern zu den Führungsmächten des östlichen Mittelmeerraums. Gut hundert Jahre später war ihre im zentralanatolischen Hochgebirge gelegene Hauptstadt Hattuscha verlassen und ihr blühendes Reich zerfallen. Über die Gründe am Ende der Bronzezeit diskutieren Prähistoriker und Archäologen seit langem. Verschiedene Ursachen standen zur Diskussion: Mit dem Wechsel der Metallverarbeitung von Bronze zu Eisen habe sich die Kriegstechnologie zum Nachteil der Hethiter geändert, massive Wanderbewegungen hätten ihr Reich erschüttert oder ein Klimawandel habe zu Kriegen und Epidemien geführt. Die Studie der Forscher um Sturt Manning (Cornell University, Ithaca) bietet nun eine weitere Hypothese an (Spektrum der Wissenschaft, 5/2023). Anhand einer Kohlenstoffisotopen-Analyse von Wacholderhölzern, die in der Zentraltürkei ausgegraben wurden, konnten sie die Dauer extremer Dürre exakt zwischen 1198 und 1196 v. Chr. datieren. Dieses gravierende Ereignis fiel genau in die vorderasiatische Umbruchphase am Ende der Bronzezeit. Obwohl Mannings Studie keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen dem Klimaextrem und dem Zusammenbruch des Hethiterreichs herstellt, macht sie doch dessen Kollaps plausibel. 


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