Anfang März wurde der aktualisierte Index der Wissenschaftsfreiheit (Academic Freedom Index/AFI) veröffentlicht. Deutschland ist darin von seinem Spitzenplatz hinter Tschechien, Estland, Belgien und Italien auf Platz 5 zurückgefallen. Für den am AFI-Projekt beteiligten Politologen Lars Pelke (Erlangen-Nürnberg) ist das kein Grund zur Sorge, sondern nur ein „statistisches Grundrauschen“. Auch die Projektleiterin Katrin Kinzelbach richtet die Aufmerksamkeit lieber auf die großen Absteiger im AFI: China, Indien, Brasilien und die USA. Wobei die USA inzwischen auf Platz 76 der 179 Länder bewertenden Liste abgerutscht sind. Obwohl der signifikante Trend seit 2012, während der Amtszeit von Präsident Barack Obama, zu beobachten ist, führen Kinzelbach und Pelke die Entwicklung auf Beschneidungen der Wissenschaftsfreiheit zurück, für die seit 2017 Donald Trump verantwortlich gewesen sei. Auch der republikanische Präsidentschaftsaspirant Ron DeSantis, sollte er sich gegen Trump durchsetzen, Joe Biden schlagen und ins Weiße Haus einziehen, werde die Universitäten stärker kontrollieren, weil sie Studenten gegen die Wertvorstellungen und politischen Ziele seiner Partei beeinflussen. Da der AFI aber allein externe, staatliche Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit mißt, von denen etwa in Brasilien Behinderungen der „Genderforschung“ ausgingen, kommen Kinzelbach und Pelke nicht in Verlegenheit, über sich verschärfende interne Bedrohungen der Wissenschaftsfreiheit durch die an den westlichen Hochschulen expandierende „Cancel Culture“ sprechen zu müssen (Deutsche Universitätszeitung, 3/2023).