Mit Traditionen, besonders militärischen, tut man sich in diesem Land gelinde gesagt nicht ganz leicht. Aus hinlänglich bekannten Gründen gehen wir nicht so unverkrampft wie unsere Nachbarn mit historischem Heldentum oder Schlachtenruhm um. Um so bemerkenswerter, wenn dann ausnahmsweise doch einmal in der Gegenwart an die Geschichte angeknüpft wird, ohne daß gleich wieder die „Brüche“ und das „Infragestellen“ dominieren. Wie vorige Woche, als in Hamburg eine Korvette auf den Namen „Emden“ getauft wurde. Es ist das sechste deutsche Kriegsschiff dieses Namens – und die „Rückkehr“ einer Tradition, nachdem vor zehn Jahren die Fregatte „Emden (V)“ außer Dienst gestellt worden war. Begonnen hatte alles mit dem legendären Kleinen Kreuzer „Emden“ der Kaiserlichen Marine, der zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf erfolgreiche Kaperfahrt im Indischen Ozean gegangen war, bevor ihm die Übermacht der australischen Navy 1914 ein Ende bereitete. Seitdem wurden zwei weitere Kreuzer der Kaiserlichen bzw. der Reichsmarine und zwei Fregatten der bundesdeutschen Marine auf den Namen der ostfriesischen Stadt getauft. Daß man auch heute nahtlos daran anknüpft, belegt die römische Ziffer VI, die der neuen „Emden“ angefügt wird. Und dann macht noch etwas ihre Taufe „historisch“. Anfang der zwanziger Jahre genehmigte die preußische Regierung den überlebenden Besatzungsangehörigen der ersten „Emden“ und ihren Nachkommen, den Schiffsnamen als Zusatz zum Familiennamen zu führen. Einer von ihnen war Maschinistenmaat Richard Lehnigk. Und seine Enkelin wiederum, die Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung der Bundeswehr Annette Lehnigk-Emden, taufte nun – stolz, wie sie bekannte – die neue Korvette auf den alten Namen. Die sechste „Emden“ sticht nächstes Jahr in See. Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!