Es gibt „Vornamen“ von Fußballvereinen, die üben seit meiner Kindheit eine besondere Faszination auf mich aus. Alemannia, Viktoria, Fortuna, Borussia oder Preußen. Sie sind Zeichen der guten alten Zeit und atmen förmlich die Geschichte, an die ich mich bei der Kommerzialisierung des „Produktes“ Fußball klammere. Außerdem haben es mir Traditionsvereine schon immer angetan. In den ersten Jahren wußte ich nicht, daß Borussia das lateinische Wort für Preußen ist. Dann fand ich es als Berliner faszinierend, wie gerade im äußersten Westen Deutschlands die Tradition des untergegangenen Staates hochgehalten wird: Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund.
Auch der SC Preußen Münster, für dessen Namen man keine Fremdsprachenkenntnisse braucht, um ihn zu verstehen, hat bei mir einen Stein im Brett. Jede Woche gucke ich nach, wie der Verein spielt, dessen Wappen der preußische Adler mit einem „P“ auf der Brust und darunter einem kleinen 1906 ist. Nun steigt das Gründungsmitglied der Bundesliga endlich wieder in den Profifußball auf. Drei Jahre hatte der vor 117 Jahren gegründete Klub in der Regionalliga West verbracht. Vor einem Jahr scheiterte der Aufstieg nur am um drei Tore schlechteren Torverhältnis gegenüber Rot-Weiss Essen – auch ein Traditionsverein, der viel zu lange in der Versenkung verschwunden war.
Der Erfolg der Preußen fußt auf einer guten Jugendarbeit. Die A-Jugend kickte zehn Jahre in der Bundesliga West, muß nun aber als Tabellenzwölfter raus, weil gleich fünf Vereine absteigen. Das betrifft auch die B-Jugend. Dafür spielt das Prunkstück, die Herren-Mannschaft, wieder in der 3. Liga. Als Preuße drücke ich die Daumen.