Die meisten Bauern sind von den Launen der Natur abhängig, manche können aber das Pflanzenwachstum in Gewächshäusern und unter Folien beschleunigen. In diesem Jahr stimmt das Wetter die Spargelerzeuger optimistisch: Der warme Sommer, gefolgt vom trockenen Winter und einem kalten März hat dazu geführt, daß das edle Frühjahrsgemüse Energie für das Wachstum zurückhielt, die nun geballt zur Wirkung kommt. Nach einem schwierigen Spargeljahr 2022 ist das ein gerechter Ausgleich höherer Mächte. Für die Landwirtschaft ist das normal, es gab immer schon bessere und schlechtere Erntejahre. Aber die Trockenheit der vergangenen Jahre macht den Höfen zu schaffen, weniger den Spargelbauern am Oberrhein, aber anderswo. Auch die Wälder brauchen dringend Regen, im Hochschwarzwald mußte im Sommer Wasser herbeigeschafft werden, um das Vieh zu tränken. Klimatische Auswirkungen seien das, wie immer sie zustande gekommen sein mögen.
Deutschland ist in der EU der größte Spargelproduzent und zugleich auch der größte Spargelimporteur.
Launisch wie das Wetter sind auch die Verbraucher. Verlangt der Kunde mehr grünen Spargel, kommt er meist aus dem Ausland. Nicht, daß die Natur für grünen Spargel in Deutschland ungünstig wäre; es ist die Arbeitsintensivität in Kombination mit den hohen Löhnen in Deutschland, die den dünneren grünen Spargel anzubauen und zu ernten unattraktiver macht. Wie in allen Bereichen schlagen auch in der Landwirtschaft die menschengemachten Rahmenbedingungen durch, der Mindeslohn etwa ist in anderen Ländern deutlich niedriger. Damit hat der frische deutsche, regionale Spargel seinen Preis, er ist aber schmackhaft und beliebt. 1.500 Spargelbetriebe mit insgesamt über 25.000 Hektar Anbaufläche leben in Deutschland vom Spargelanbau. Deutschland ist in der EU der größte Spargelproduzent und zugleich der größte Spargelimporteur. Solange die Natur mitspielt, wird sich daran so schnell nicht viel ändern. Wenn die Badische Zeitung nun titelt „Der deutsche Spargel ist in Gefahr“, dann ist das übertrieben, aber leicht hat es das Frühjahrsgemüse hierzulande nicht.