Die Westsahara, also der Küstenstreifen zwischen Marokko und Mauretanien, war von 1884 bis 1976 Teil des spanischen Kolonialreiches und bestand aus den beiden Provinzen Saguía el Hamra und Río de Oro. Die dort lebenden Sahrauis lehnten die Fremdherrschaft in der Regel ab und hofften auf nationale Selbständigkeit. Rückendeckung erhielten sie dabei von der Uno, deren Vollversammlung 1965 eine erste entsprechende Resolution verabschiedete, woraufhin sich Spanien 1967 zu einem Referendum über den künftigen Status der Westsahara bereit erklärte. Allerdings zögerte Madrid die Abstimmung immer wieder hinaus. Deshalb gründeten Al-Wali Mustafa Sayyid und Brahim Ghali am 10. Mai 1973 die Frente Popular para la Liberación de Saguía el Hamra y Río de Oro, kurz Frente Polisario. Deren Ziel bestand in der Herbeiführung der staatlichen Unabhängigkeit der Westsahara, nicht zuletzt auch durch den Einsatz von Waffengewalt.
Die erste militärische Aktion der Frente Polisario war ein Angriff auf den spanischen Kontrollposten in El-Khanga am 20. Mai 1973. Dem folgten Attacken gegen die Förderanlagen von Bou Craa, wo das größte Phosphatvorkommen der Welt liegt, aus dem sich auch der besondere wirtschaftliche Wert der Westsahara ergibt. Hieraufhin entbrannte der Westsahara-Konflikt, welcher bis heute keine endgültige Klärung erfuhr und durch das gleichzeitige Eingreifen Marokkos, Mauretaniens und Algeriens geprägt war.
Nachdem der Internationale Gerichtshof das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis bestätigt hatte, organisierte Marokko den „Grünen Marsch“, bei dem im November 1975 plötzlich 350.000 Marokkaner in die dünn besiedelte Westsahara „einwanderten“. Dem folgte ein Abkommen über den Abzug der Spanier sowie die Aufteilung der Westsahara unter Mauretanien und Marokko. Im Zuge der anschließenden militärischen Besetzung durch diese beiden Mächte kam es zum Massenexodus: Bis zu 200.000 Sahrauis flohen über die Grenze in die algerische Provinz Tindouf, wo sie bis heute in fünf großen Lagern leben. In deren Nähe befindet sich auch das Hauptquartier der Frente Polisario, die zeit ihres Bestehens von Algerien unterstützt und mit allerlei Kriegswaffen bis hin zu Panzern der sowjetischen Typen T-55 und T-62 ausgerüstet wurde, anfangs ebenfalls auch von Libyen.
Im Zuge ihres bewaffneten Widerstandskampfes proklamierte die Befreiungsorganisation am 24. Februar 1976 die Arabische Saharauische Demokratische Republik (DARS), welche hernach von rund fünfzig Staaten sowie der Afrikanischen Union anerkannt wurde. Aufgrund der militärischen Erfolge der Frente Polisario verzichtete Mauretanien im August 1979 auf seinen „Anteil“ an der Westsahara und zog sich zurück. Hingegen dauerten die teilweise sehr schweren Kämpfe gegen die marokkanischen Besatzer an, bis es im Dezember 1988 zum Abschluß eines Waffenstillstandes kam. Dieser blieb freilich trotz der Überwachung durch die Mission des Nations Unies pour l’organisation d’un référendum au Sahara occidental (MINURSO) brüchig. Und am 13. November 2020 kündigte die Frente Polisario, die heute den Osten und Süden mit einem kleinen Steifen bis zum Atlantischen Ozean kontrollieren, ihn dann auch formell auf, weil jedweder Versuch, das im Waffenstillstandsabkommen erneut verbindlich vereinbarte und später vom UN-Sicherheitsrat in der Resolution 1754 geforderte Referendum über die politische Zukunft der Westsahara nun endlich durchzuführen, im Sande verlief.
Während die USA kurz nach der Entscheidung der Frente Polisario die Souveränität Marokkos über die Westsahara anerkannten, vertritt die Bundesrepublik im Verein mit mehreren anderen EU-Staaten weiterhin den von der UN proklamierten Grundsatz des Selbstbestimmungsrechtes der Sahrauis. Deshalb herrscht jetzt Eiszeit zwischen Berlin und Rabat, was unter anderem negative Auswirkungen auf die Gespräche bezüglich der Rückführung marokkanischer Staatsbürger aus Deutschland hat.