Korruptionsvorwürfe bringen ANC in Rage
JOHANNESBURG. Die südafrikanische Regierungspartei ANC hat den ehemaligen Chef des staatlichen Stromversorgungsunternehmes Eskom, André de Ruyter, heftig kritisiert, nachdem dieser brisante Korruptionsvorwürfe erhoben hatte. De Ruyter hat vergangene Woche damit begonnen, vor dem Ständigen Rechnungsprüfungsausschuß des Parlaments auszusagen. Dabei erklärte er in seiner schriftlichen Stellungnahme an den Ausschuß, daß die Korruption bei Eskom wahrscheinlich mehr als die eine Milliarde Rand (cirka 50 Millionen Euro) pro Monat beträgt, die er zuvor in dem Interview geschätzt hatte. In seiner 13seitigen Stellungnahme beschrieb de Ruyter, er habe sich im Juni 2022 mit dem Polizeipräsidenten Fannie Masemola getroffen, um eine Untersuchung der Korruption zu fordern. Zudem habe er die Korruption auch dem Minister für öffentliche Unternehmen, Pravin Gordhan, und dem nationalen Sicherheitsberater Sydney Mufamadi gemeldet. Hinsichtlich der Korruptionsvorwürfe wollte de Ruyter jedoch keine Namen nennen. „Es wäre nicht angemessen für mich, die Identität dieses Ministers preiszugeben, weil ich nicht glaube, daß dies als generelle Billigung oder Unterstützung der Korruption und des Diebstahls ausgelegt werden kann, die bei Eskom immer noch im Gange sind“, betonte der 52jährige. In einer Erklärung stellte der ANC daraufhin den Zeitpunkt der Anschuldigungen von de Ruyter in Frage. „Zu einer Zeit, in der die Aufmerksamkeit der Südafrikaner auf die bevorstehenden nationalen Parlamentswahlen gerichtet ist, wird es jetzt noch fraglicher, was die Äußerungen von de Ruyter gegen den ANC motiviert haben könnte“, schrieb der ANC und ergänzte, daß dies derselbe André de Ruyter sei, der den ANC beschuldigt habe, keinen Kontakt zur Realität zu haben und statt dessen in einer Ära des Kalten Krieges festzustecken, indem er sich nun eng mit Tony Oosthuizen, „dem zweifelhaften Agenten aus der Apartheid-Ära verbinde, der bewußt ein brutales System unterstützt und Blut an den Händen“ habe. (ctw)
UN rechnet mit 800.000 Sudan-Flüchtlingen
Genf/Khartoum. Das Flüchtlings-hilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat prognostiziert, daß demnächst etwa 800.000 Menschen vor dem Bürgerkrieg im Sudan in Nachbarländer fliehen werden. Das gab das UNHCR am Dienstag bekannt. Aktuell gebe es Pläne, den betroffenen Staaten monetär zu helfen, heißt es in dem UN-Papier: „Die Nachbarländer des Sudan, die von dieser neuen Notsituation betroffen sind, beherbergen bereits große Flüchtlings- und Binnenvertriebenengruppen. Die meisten von ihnen sind nach wie vor stark unterfinanziert.“ Hintergrund ist der seit etwa drei Wochen andauernde Bürgerkrieg im Sudan. Nachdem der Präsident des Landes, Omar al-Bashir, nach fast 30 Jahren im Amt im April 2019 durch Massenproteste abgesetzt wurde, ist ein Machtvakuum entstanden. Das Militär kündigte im August 2019 an, Wahlen durchzuführen und die eigene Macht zu reduzieren, ließ aber keine Taten folgen. Die derzeitige Regierung unter dem seit August 2019 amtierenden Interimspräsidenten General Abdel Fattah al-Burhan liefert sich aktuell einen Machtkampf mit der paramilitärischen RSF (Rapid Support Forces, deutsch: Schnelle Unterstützungskräfte), die sich nicht in das Militär eingliedern will. (st)