Hilft Klimabildung gegen die Furcht vor dem Wärmetod?
ERBACH. Für die Neurowissenschaftlerin Stefanie Uhrig haben die „Klimakleber“ eine Vorgeschichte, die sich nicht allein mit der „Fridays for Future“-Bewegung erklären lasse. Denn Greta Thunbergs Initiative habe nur deshalb große Resonanz gefunden, weil nach einem Unicef-Report von 2015 etwa 530 Millionen Kinder in Gebieten mit hohem Flutaufkommen lebten. Gleichzeitig wohnten 160 Millionen in stark dürregefährdeten Regionen. Nach der deutschen Shell-Jugendstudie von 2019 machten sich zwei Drittel junger Menschen ohne solche direkte Betroffenheit zwischen zwölf und 25 Jahren „Sorgen wegen der Erhitzung der Atmosphäre“. Hierzulande glaube eine Mehrheit aus dieser sich psychisch belastet fühlenden Generation, von den Älteren um ihre Zukunft betrogen zu werden. Um ihren Ängsten Rechnung zu tragen, schlage die Lehrkräftevereinigung „Education International“ daher vor, „Klimabildung“ zum obligatorischen Unterrichtsfach zu machen (Gehirn & Geist, 2/23). (ck)
Geothermie: Kaum genutzte klimaneutrale Energiequelle
BOCHUM. Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Energieinfrastrukturen hat die tiefe Geothermie das Potential, etwa ein Viertel (325 Terawattstunden/TWh) des gesamten deutschen Wärmebedarfs zu decken. Weitere 600 TWh könnte die oberflächennahe Geothermie zum Heizen und Kühlen im Neubaubereich liefern. Zwei Jahrzehnte nach einer erfolgreichen Bohrung, die im oberbayerischen Unterhaching aus 3.346 Meter Tiefe 122 Grad heißes Wasser zutage förderte, sei diese „klimaneutrale Erdwärme“ kaum erschlossen, wie der Umweltjournalist Hartmut Netz beklagt (Bild der Wissenschaft, 2/23). Hauptgrund seien Fehlbohrungen, die in Basel (2006) und Staufen (2007) leichtere Erdbeben auslösten. Andererseits schreckten die hohen Anfangsinvestitionen ab. Bis heute gebe es nur 42 Geothermieanlagen bundesweit, davon 25 im Alpenvorland, der neben dem Oberrheingraben und der norddeutschen Tiefebene aussichtsreichsten Erdwärme-Region. (ck)
Skelette ohne Kopf entdeckt: Steinzeitliches Massengrab
KIEL. Auch in der Jungsteinzeit scheint sich Thomas Hobbes’ Diktum zu bestätigen, daß der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. Denn Skelettfunde in Mitteleuropa zeugen von Massakern, Morden und rituellen Opferungen. Ein selbst für die Jungsteinzeit ungewöhnliches Massengrab haben Archäologen der Uni Kiel und der Slowakischen Akademie der Wissenschaften (SAV) im einst ungarischen Verebély (Vráble) nahe einer 7.000 Jahre alten Siedlung entdeckt. Sie legten die Skelette von 38 Menschen frei, denen, mit Ausnahme eines Kleinkindes, der Kopf fehlte. Die Toten wurden nicht bestattet, sondern in den Graben geworfen oder gerollt. Ob die bei einem Massaker mit Menschenopfern, kriegerischen Auseinandersetzungen oder als Opfer von Kopfjägern zu Tode kamen, können die Forscher nicht sagen. Unstrittig ist nur, wie Co-Projektleiterin Maria Wunderlich betont, daß dieser Fund für das europäische Neolithikum bisher absolut einzigartig sei (Natur, 3/23). (dm)
Erkenntnis
„Wir werden verstärkt in den USA investieren. Unser Geschäftsfeld ‘Performance Materials’, das spezielle Materialien für Seekabel fertigt, ist sehr energieintensiv. Wenn wir hier eine neue Fabrik bauen wollen, sind die USA bei der Standortwahl ein sehr guter Kandidat.“
Mohsen Sohi, Ingenieur und Vorstandschef der Badischen Familienfirma Freudenberg SE