Hessischer Landgraben bereits von Römern gebaut?
DARMSTADT. Der Landgraben ist ein künstlicher Wasserlauf von sechs Kilometern Länge, welcher das südhessische Groß-Gerau und Trebur verbindet und angeblich im späten 16. Jahrhundert auf Geheiß des Landgrafen Georg I. von Hessen-Darmstadt angelegt wurde. Allerdings gibt es massive Zweifel an dieser Datierung, woraus nun ein großangelegtes gemeinsames Forschungsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen sowie der Universitäten Frankfurt am Main, Mainz und Kiel resultiert. So sollen in den nächsten Jahren umfangreiche geophysikalische Bodenuntersuchungen stattfinden, um der Frage nachzugehen, ob der Landgraben nicht schon im 1. Jahrhundert n. Chr. zur Zeit der römischen Besetzung der Region entstand (Archäologie in Deutschland 4/2023). Immerhin hätten die Römer mit Hilfe des Kanals Material für den Bau oder Erhalt ihrer Kastelle und Siedlungen bis ins 4. oder 5. Jahrhundert heranschaffen können. (ts)
Pharaonen: Abgehackte Hände als blutiges Ritual
LONDON. Im Totentempel des überaus kriegerischen Pharaos Ramses III., der im April 1156 v. Chr. starb, gibt es unter anderem eine Darstellung, die zeigt, wie sich die abgeschlagenen rechten Hände besiegter feindlicher Kämpfer zu großen Haufen stapeln und Beamte diese akribisch durchzählen. Dabei diente das Ritual aber nicht nur statistischen Zwecken, sondern sollte die Unterlegenen auch noch im Tode demütigen. Schließlich galten im alten Ägypten lediglich Personen mit vollständigen Gliedmaßen als würdige Kandidaten für ein Weiterleben im Jenseits. Daß das Bild aus der gigantischen, 7.000 Quadratmeter großen Anlage in Medînet Hâbu offenbar keine reine Ausgeburt blutrünstiger Phantasien ist, bestätigen Wissenschaftler um Julia Gresky vom Deutschen Archäologischen Institut im Scientific Report (4/23): In Hut-waret beziehungsweise Avaris im östlichen Nildelta habe man zwölf Hände gefunden, welche um das Jahr 1600 v. Chr. herum sorgfältig abgetrennt und hernach in unmittelbarer Nähe des Thronsaales des Palastes der damaligen Reichshauptstadt auf eindeutig rituelle Weise bestattet worden seien. (ts)
Erste Sätze
In jenem heißen August, da die Cholera in Hamburg herrschte und mehr Menschen die Kühle des Grabes brachte als je ein Sommer zuvor, konnte man, immer zur nämlichen Abendstunde, einige Tage lang eine hohe schöne Frau in einer kaum auffälligen und doch so merkwürdigen Verkleidung und Verstellung eine der stillen und vornehmen Villenstraßen an der Alster dahinschreiten sehen, daß man sich unwillkürlich noch mit dieser Erscheinung beschäftigte, nachdem sie längst dem Auge entschwunden war.
Rudolf Georg Binding: Der Opfergang, Novelle, Leipzig 1912
Historisches Kalenderblatt
29. April 1923: Der polnische Ministerpräsident Władysław Sikorski legt den Grundstein für einen Seehafen bei Gdingen (heute Gdynia) an der Danziger Bucht, um dem Hafen des Freistaates Konkurrenz zu bieten und die polnische Besiedelung
Westpreußens zu fördern.