Nach einem Jahr Krieg in der Ukraine steht für den britischen Militärjournalisten David Saw zumindest fest, daß beide Konfliktparteien die Bedeutung unbemannter Luftfahrzeugen (UAV), vor allem von Drohnen, sträflich unterschätzt haben (Europäische Sicherheit & Technik, 3/2023). In der Ukraine, die beim russischen Angriff nur über wenige veraltete Drohnen aus der Sowjetära verfügte und zivile Drohnen auf dem „freien Markt“ erwerben mußte, um sie militärisch umzurüsten, war dieser Rückstand eine Folge des knappen Rüstungsetats. Rußland hingegen, dessen Luftfahrtindustrie seit den 1980ern in der Lage war, solche Systeme herzustellen, verlor während der Jelzin-Zeit durch Unterinvestition zunächst den technologischen Anschluß. Das habe sich unter Wladimir Putin geändert. Er reformierte die russische Rüstungsindustrie und schenkte der Entwicklung der UAV-Waffe erhöhte Aufmerksamkeit. 2010 verschaffte sich Rußland durch einen Vertrag mit Israel Aerospace Industries Zugang zu moderner UAV-Technologie, nahm die Lizenzproduktion von Drohnen des heute in der Ukraine verwendeten Typs „Zastava“ auf, läßt sich vom Iran trotz UN-Embargo beliefern und entwickelt auch eigene Systeme, während die Ukraine ihre schwachen UAV-Fähigkeiten durch den Kauf deutscher Drohnen massiv zu verbessern versucht.