© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/23 / 28. April 2023

Grüße aus … Kapstadt
Und plötzlich ist man am Kap
Curd-Torsten Weick

Nach Kapstadt fliegen? Wieso sollte ich? In zwölf Stunden die 9.500 Kilometer Luftlinie abreißen, um ein Land zu besuchen, das gerade seinen nationalen Katastrophenzustand beendet hat? Südafrika verzeichne eine hohe Kriminalitätsrate. Dies schließe auch Gewalttaten wie Raubüberfälle, Vergewaltigungen und Mord ein. Ein großer Teil der Gewaltkriminalität finde zwar in Gegenden und unter Umständen statt, von denen Reisende nicht betroffen seien. Dennoch würden auch Reisende gelegentlich zufällig oder gezielt Opfer von Raub, Kurzzeitentführungen, Diebstählen, Einbrüchen und ähnlichen Delikten, warnt das Auswärtige Amt Südafrika-Reisende. 

Dann der Anruf. „Möchtest du eine Delegation der EU-Fraktion Identität und Demokratie (ID) auf ihrer Informationsreise nach Südafrika begleiten“, wurde ich gefragt und kam ins Grübeln. 

Erschütternde Eindrücke zum Abschluß beim Besuch eines Farmers, der bereits dreimal überfallen wurde. 

Wochen später begann der Flieger bei leichtem Regen den Anflug auf Kapstadt. Sieht ja aus wie bei uns, war der erste Gedanke. Der zweite war dann: Wie geht es weiter? Steht der Shuttle des Hotels – von normalen Taxen wurde mir abgeraten – bereit? Der Zoll ging schnell. Im Empfangsraum standen dann bis zu 50 Leute mit Namensschildern und Handys in Reih und Glied, um die Gäste zu empfangen. 

Jupp, da stand plötzlich mein Name auf dem Handy. „The other side please“, erklärte mir dann der nette Fahrer. In Südafrika herrscht Linksverkehr. Dann geht es vorbei an Townships, vom African National Congress (ANC) erbauten moderneren Wohneinheiten. Es folgen das Netcare Christiaan Barnard Memorial Hospital, die Amazon-Zentrale, Hochhäuser mit den Konterfeis von Desmond Tutu und Nelson Mandela. 

Kurzes Ausschnaufen im Hotel und Kennenlernen der Parlamentarier Jaak Madison (Estland), Jean-Lin Lacapelle und Thierry Mariani aus Frankreich, Tom Vandendriessche (Belgien), Ivan David (Tschechien) und Nikolaus Fest aus Deutschland. Dann begann der Informationsreigen innerhalb von knapp zwei Tagen. Zunächst mit Sandra Kramer, EU-Botschafterin in Südafrika, die Brüssel als großen Investor im Rahmen der New Economy des Landes pries. Überaus interessant und schockierend waren dann die Schilderungen der Farmer der Transvaal Agricultural Union. Ian Cameron von der Action Society schilderte die Sicherheitsprobleme des Landes und führte uns anschließend mit ausreichend Security durch ein Problemviertel. Weitere Höhepunkte waren ein Treffen mit Vertretern der Parlamentsparteien Freedom Front Plus und der Democratic Alliance. Erschütternd zum Abschluß der Besuch eines Farmers, der bereits dreimal überfallen wurde. Fotos der Farmfestungsanlage gemacht, und dann ging es schon wieder zum Flughafen. Mehr dazu in den nächsten Ausgaben der JUNGEN FREIHEIT.