Deutschland ist ein Musikland. Zwischen Meer und Alpen machen laut Deutschem Musikrat an die 14 Millionen Menschen in ihrer Freizeit Musik. Knapp die Hälfte aller Jugendlichen spielt ein Instrument oder singt. Hinzu kommen knapp 600.000 Berufsmusiker. Die aus der feudalen Kleinstaaterei hervorgegangene Theaterlandschaft ist nationales Kulturgut – und bereits auf dem Weg zum Unesco-Menschheitserbe. Die deutsche Orgelmusik hat diesen Titel schon.
Doch was an der Spitze honoriert wird, fehlt in der Breite. Eine vom Musikrat bestellte Studie kam jüngst zu dem Schluß, daß die Situation von Berufsmusikern in Deutschland prekär ist. Nur noch 30 Prozent verdienen ihr Geld allein mit der Kunst. 70 Prozent weichen auf Musikschulen als zweites Standbein aus. Fast ein Drittel hat einen Zweitjob jenseits der Musik. Freiberufler sind besonders betroffen.
In Sonntagsreden wird Kultur ideologisch oft zum Besitzstand verklärt. Dabei ist sie kein unverlierbares Eigentum der Nation, sondern ihre Lebensäußerung. Geht es dem Land schlecht, dann auch der Kunst. Deshalb braucht sie den öffentlichen Raum, der sie ökonomischen Zwängen entzieht. „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“, schreibt Friedrich Schiller in seinen „Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen“. Er meinte damit nicht die Marktfreiheit, sondern die Freiheit von täglicher Not.