Ein paar Grad wärmer und gleich sind Kölns Straßen voll. Cafés, Kneipen, Bars, Restaurants, Imbisse, Kirchplätze, Parks, Bänke. Am liebsten sitzen die Leute wieder draußen.
Frauen schauen einander mit glitzernden Augen an und nicken verständig. Alles glitzert an ihnen, oder ist das nur die Schminke? Glitzernde Haut und glitzernde Piercings am Bauchnabel, weil bauchfrei Mode ist. Es wird einmal alles und jeder durchgesprochen, und der Lillet geht gut die Kehle runter, zum Glück schmeckt er so süß.
Männer stehen mit Bierflasche vor dem Kiosk, lässig an den Stromkasten gelehnt und führen tiefe Gespräche. Männer, die in Coworking-Spaces arbeiten mit halblangen Haaren und Holzfällerhemden um die schmale Brust. Auch hier gibt’s viel Verständnis füreinander, und es wird viel genickt.
Und zu den Brauhaus-Portionen gibt es Bier aus Reagenzgläsern, damit es frisch bleibt.
Die Älteren und die Kinder und solche Berufstätigen, die nicht im Coworkingspace arbeiten, aber auch nicht im Büro sind, sitzen im Restaurant. Hier geht es um Gesundheit und Wohlbefinden von Oma und Enkeln. Und zu den Brauhaus-Portionen gibt es Bier vom Faß; natürlich aus Reagenzgläsern, damit es frisch bleibt. Nachschub gibt es genug. Die Kinder tun so, als ob sie auch mal vom Bier trinken würden und lachen. Die Älteren sagen, daß das erst später drankommt.
Vor den Kirchen, auf den Bänken und im Park sitzt die Jugend, die sich weder Café noch Restaurant leisten kann. Aber Gras leisten sie sich und rauchen es in langen Blättern. So manches Liebespaar findet sich und geht wieder auseinander. Viel Emotion und viel Drama, und der Rest der Klasse sitzt zu Hause vorm PC.
„Brasserie – belgisch-deutsches Restaurant“ steht auf einem Schild über einem Restaurant angeschlagen. Gemütliches, gelbes Licht scheint auf die Straße, und vor dem Eingang im Innenhof raucht eine schöne Kellnerin hektisch Zigarette. Schön friedlich ist es in Köln, wenn es warm wird – und reizvoll: die Lichter, die Kneipen, die Frauen. Solange hier noch Frieden ist, wird das so bleiben. Die Lokale sind voll, da ist man nicht so allein.