© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/23 / 21. April 2023

Meldungen

Medikamente allein helfen nicht gegen Übergewicht

KÖLN. Heute gelten weltweit sechsmal mehr Menschen als fettleibig als vor 50 Jahren. In den OECD-Ländern sind die Hälfte der Erwachsenen und jedes sechste Kind übergewichtig. Die Folgen reichen von Kurzatmigkeit und Gelenkbeschwerden bis zu Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als Hauptursache hat ein internationales Team um den Neurowissenschaftler Marc Tittgemeyer (Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung) „westliche“ Nahrung ausgemacht. Die oft zucker- und fettreichen Lebensmittel lösten im Gehirn Belohnungsreaktionen aus, die das „Glückshormon“ Dopamin freisetzen, das wiederum die Vorliebe für kalorienreiche Speisen verstärkt. Solche in den Nervenzellennetzwerken fixierten Eßgewohnheiten haben sich bisher nur im Mäuseexperiment ändern lassen, sofern die Tiere über längere Zeit eine Niedrigfettdiät durchhielten. Mit Medikamenten ins Belohnungssystem des Gehirns einzugreifen und Übergewicht zu bekämpfen, ist für Tittgemeyer zwar möglich, zeitige aber nur in Kombination mit veränderten Eßgewohnheiten Erfolge (Max Planck Forschung, 1/23)

 doi.org/10.1016/j.cmet.2023.02.015





ChatGPT ist in der Medizin noch lange kein Allheilmittel

KIEL. Bis Februar registrierte die US-Firma OpenAI 100 Millionen Nutzer für sein sein textbasiertes Dialogsystem ChatGPT. Dazu gehörten auch deutsche Mediziner. Deren erste Erfahrungen mit dem System der Künstlichen Intelligenz (KI) sind aber ernüchternd. Die Chatbots seien nicht so ausgereift, um selbständig in der Medizin eingesetzt zu werden, konstatiert der Internist Kai Wehkamp (Uniklinikum Schleswig-Holstein). Allenfalls als Helfer für Routinearbeiten, für die einfache Texte genügten, seien Chatbots derzeit nützlich. Keine gute Idee wäre es, sich bei der Patientenberatung oder bei komplexen Diagnosen auf sie zu verlassen. Gefährlich sei die Möglichkeit, sich als Kranker per ChatGPT falsche Diagnosen stellen und Therapien verordnen zu lassen (Deutsches Ärzteblatt, 6/23). (rv)

 www.uksh.de





Sind Larven eine Alternative zu tropischem Palmöl?

STUTTGART. Deutschland hat 2021 667.000 Tonnen Palmöl und 124.000 Tonnen Palmkernöl importiert – für die Produktion von Tierfutter über Schokolade bis hin zu Suppen, Shampoo und Biosprit. Doch die Rohstoffgewinnung bringt Probleme: Abholzung des Regenwaldes, Monokulturen und Artensterben. Daher hat das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik das Pilotprojekt einer Insekten-Bioraffinerie-Anlage (InBiRa) laufen. Dort sollen Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) den Abfall deutscher Biotonnen fressen und in höherwertige Stoffe umwandeln. Aus einem Gramm Larven, die sich den Biomüll einverleiben, entstehen binnen zwei Wochen acht Kilo Larvenmasse. Das darin enthaltene Fett wird herausgepreßt und läßt sich zu Biodiesel, Glycerin, Schmierstoffen und Waschmittel verarbeiten. Damit, so Projektleiterin Susanne Zibek, könne man eine Alternative zu den importierten tropischen Fetten bieten (Fraunhofer Magazin, 1/23). (dm)

 igb.fraunhofer.de





Erkenntnis 

„Im Wohnungsbestand hängt der Preis zunehmend vom energetischen Zustand ab. Die Investoren ziehen vom Angebotspreis ab, was sie die Sanierung der Häuser kosten wird – und diese Summen fallen immer höher aus. Finger weg von unsanierten Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern. Es sei denn, daß Sie ein Sanierungskonzept durchziehen können. Wenn Sie ein Eigenheim besitzen, das energetisch ertüchtigt werden muß, dann haben Sie ein Wertproblem, und Ihre Immobilie wird für Schnäppchenjäger mit Eigenkapital interessant.“

Sven Carstensen, Immobilienökonom und Chef der Bulwiengesa Appraisal GmbH