© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/23 / 21. April 2023

Umwelt
Retter aus der Misere
Volker Kempf

Die Energiewende hat hochfliegende Ansprüche: kaum noch „fossile“ Stromerzeugung, dafür um so mehr Wind und Sonne – bei wachsendem Stromverbrauch für Wärmepumpe & Co. Landkreise bieten kostenlose Beratungen für den Umstieg auf E-Autos an. Kostenlos bietet auch die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit ihrem Quartalsmagazin KommPlus (1/23) für „Kommunen und kommunale Partner“ Informationen für die Versorgung mit „grünem Strom“ an. Der war früher einmal gelb gewesen. Das stand für Atomstrom. Laut EnBW ist der Kohleausstieg in Baden-Württemberg für 2028 geplant. Aus Kohle- sollen Gaskraftwerke werden, das sei besser fürs Klima. Doch woher soll das bezahlbare Gas kommen? Im UN-Sicherheitsrat stimmten nur Brasilien, China und Rußland für eine unabhängige Aufklärung der Nordstream-Anschläge.

Mehr Atomstrom aus Frankreich und kostenlose Überlebenskurse für den Blackout?

Das Umweltbundesamt moniert die klimaschädlichen „Vorkettenemissionen“ von Flüssigerdgas (LNG). Was nützt da das Versprechen, daß das Laden von E-Autos einfacher wird, wenn es für die Stromerzeugung nun teures US-Frackinggas braucht? All das klingt nicht nach sicherem und bezahlbarem Strom. Wind und Sonne als Retter aus der Misere? Deren Kapazitäten sind beschränkt und launisch wie das Wetter. Das weiß auch die Karlsruher EnBW. Deren AKW Neckarwestheim 2 ging am 15. April von Netz. Der Atomstrom kommt nun aus Frankreich. Oder es gibt bald kostenlose Blackout-Kurse: Überleben ohne Strom. Wer eine sichere Stromversorgung will, kann auf einen gesunden Energiemix nicht verzichten. Die Antworten von EnBW überzeugen nicht, sie versprechen nur umzusetzen, was die Regierung wünscht. Wunschwelten haben in Deutschland Konjunktur, der Aufprall in der Realität wird hart werden.