Herrschaftsdevise Kaiser Friedrichs entschlüsselt
GRAZ. Der Habsburger Friedrich III. war der römisch-deutsche König mit der längsten Regierungszeit (1440 bis 1493) und der letzte römisch-deutsche Kaiser, der vom Papst in der „Ewigen Stadt“ gekrönt wurde. Bereits als Herzog der Steiermark, von Kärnten und Krain verwendete er ab 1437 die kryptische Buchstabenfolge „A.E.I.O.U.“ als Abkürzung für seine Herrschaftsdevise. Diese findet sich nicht nur in Graz an Burg und Dom, sondern ziert von Wien über Triest bis Meran viele historische Gebäude des Habsburgerreiches. Deren Bedeutung blieb lange umstritten – am Ende gab es rund 300 Interpretationen. Wie das ORF-Landesstudio der Steiermark am 30. März 2023 online vermeldete, konnte der deutsche Historiker Konstantin Moritz Langmaier nun eine schlüssige Erklärung vorlegen, welche in der Fachwelt „als die Lösung des jahrhundertealten Rätsels“ gilt: Die Abkürzung steht aller Wahrscheinlichkeit nach für „Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor“, zu deutsch in etwa „Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten“. Diese Lesart wurde in der Vergangenheit zwar bereits diskutiert, zählte aber nicht zu den Favoriten, weil man sie für eine späte Erfindung des mährischen Notars Nikolaus Petschacher hielt. Langmaier gelang es jedoch nachzuweisen, daß die ausgeschriebene Formel schon ab 1437 in Handschriften von Herzog Friedrich auftauchte. (ts)
Faröers frühe Siedler: Irische Christen oder Römer
LONG ISLAND CITY. Bislang galt als sicher, daß die 18 Faröer-Inseln im Nordatlantik zwischen Schottland und Island, welche seit 1948 autonomer Bestandteil des Königreiches Dänemark sind, im 9. Jahrhundert von Wikingern aus Norwegen um Grímur Kamban besiedelt wurden. Allerdings berichtete der iro-schottische Mönch Dicuil, einer der Erzieher der Kinder Karls des Großen am Hof in Aachen, in seiner um 825 entstandenen geographischen Abhandlung „De mensura Orbis terrae“ von irischen Christen, die bereits im 5. Jahrhundert auf die Faröer gekommen seien, um dort Schafzucht zu betreiben. Und das scheint tatsächlich auch zu stimmen, wie jetzt umweltarchäologische Befunde von Lorelei Curtin von der Bucknell University in Lewisburg (Pennsylvania) und William D’Andrea von der Columbia University in New York City zeigen, über die im Fachblatt Antiquity berichtet wird: Sedimentkerne aus dem See von Argisbrekka auf der Insel Eysturoy enthalten Biomarker, die eine sehr intensive Schafhaltung ab dem 5. Jahrhundert belegen (Heft 3-4/2023). Dabei bleibt allerdings offen, ob die Iren nun die ersten auf den Faröern waren oder ob nicht vielleicht vorher auch schon einige Römer die Inselgruppe besucht hatten. (ts)
Erste Sätze
Die folgende Geschichte sollte nicht als ein ernsthafter Versuch mißverstanden werden, vorauszusagen, wie das Jahr 2023, wenn es erst mal da ist, wirklich sein wird.
Matt Ruff: G.A.S. Die Trilogie der Stadtwerke. Roman, München 1998
Historisches Kalenderblatt
21. April 1873: Die Erhöhung des Bierpreises von 4 auf 4½ Kreuzer durch die Frankfurter Brauereien führen mit den „Bierkrawallen“ zu den größten sozialen Unruhen der Kaiserzeit. Diese werden vom preußischen Militär blutig niedergeschlagen, 20 Arbeiter werden dabei erschossen.