Wie leicht die Grenzen zwischen Engagement und Wissenschaft in der Migrationsforschung verschwimmen, demonstriert das als Rührstück für die Hauszeitschrift der Max-Planck-Gesellschaft (Max Planck Forschung, 1/2023) verfaßte Porträt der Soziologin Hannah Pool. Sie engagierte sich schon als Studentin im „Willkommenssommer“ 2015 und verbrachte als DAAD-Stipendiatin ein Auslandsjahr in Teheran, wo sie ihre Doktorarbeit „The Moral Economy of Coming to Europa“ begann, die sich der logistischen Organisation illegaler Zuwanderung in die EU widmet. Seitdem ist „das Überwinden von Grenzen ihr ein wissenschaftliches wie persönliches Anliegen“. Ihr Studienobjekt, eine Gruppe von 22 Afghanen, begleitete sie als „teilnehmende Beobachterin“ vom Iran bis zur kroatischen Grenze, um auf „mikrosoziologischer Ebene“ zu untersuchen, wie soziale Beziehungen für das „Beschaffen finanzieller Mittel“ auf der Fluchtroute genutzt werden. Aus der Tatsache, daß „Menschen in Uniformen“ es wagten, die Gruppe auch nur kurzzeitig daran zu hindern, in Kroatien einen Asylantrag zu stellen, leitet die vom Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung üppig alimentierte Pool in ihrer bereits fünffach prämierten Dissertation die Forderung nach dem Abbau der EU-Außengrenzen ab.