© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/23 / 21. April 2023

Meldungen

„Niederstwertprinzip statt staatliche Rettungsanker“

MÜNCHEN. Den Ökonomen Hans-Werner Sinn erinnert die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank an den Gründerkrach vom Mai 1873. Trotz des verbreiteten Optimismus durch die Wiener Weltausstellung kam es damals an der Wiener und Berliner Börse zum Crash: Banken sowie Eisenbahn- und Industrie-AGs gingen pleite; es folgte eine tiefe Rezession. „Als Reaktion auf die Krise gab es in Deutschland eine wichtige Reform des Bilanzrechts, die auch heute wegweisend sein könnte“, erklärte der frühere Chef des Ifo-Institus im Münchner Merkur. 1874 wurden Firmen „verpflichtet, immer den niedrigsten möglichen Wertansatz für ihre Aktiva zu wählen: entweder den aktuellen Marktwert oder den historischen Ankaufswert, was immer geringer ist“, so Sinn. Durch das Niederstwertprinzip sind nach einem Börsenboom stille Reserven vorhanden, mit denen die Verluste im Abschwung abgefedert werden konnten. Heute hofft man hingegen auf staatliche Rettungsaktionen. Die heutige Bankenkrise sei aber zudem die Konsequenz „einer Bewertungsblase, die infolge der Null- und Negativzinspolitik der Zentralbanken entstanden war“. Die beispiellose Geldmengenausweitung habe „traumhafte Wertzuwächse bei bereits am Markt befindlichen älteren Staatspapieren und auch bei Aktien erzeugt“, erläuterte Sinn. (fis)

 www.hanswernersinn.de





DB-Reform: „Dürfen nicht ins Träumen geraten“

FRANKFURT. Die Lokführergewerkschaft GDL unterstützt Vorschläge der Unionsfraktion zur Reform der Deutschen Bahn AG (DB). Da das derzeitige System zu Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit führe, „sei es richtig, mit einem Schnitt die Infrastruktur in Form einer GmbH herauszutrennen“, erklärte der GDL-Chef Claus Weselsky im MDR-Radio. So könne man erreichen, daß die Infrastruktur stärker vom Bund geführt und kontrolliert werden kann. „Wir dürfen nicht ins Träumen geraten. Eine Verbesserung der Verhältnisse wird erst spürbar, wenn es uns tatsächlich gelingt, die Milliarden an Steuergeldern in die Infrastruktur zu investieren.“ Es müsse etwa mehr Weichen und Überstrecken geben, um die Kapazitäten des Schienennetzes zu erweitern. Notwendig sei, die DB auf das zu konzentrieren, „was an Eisenbahnverkehr in Deutschland zwingend erforderlich ist“, so Weselsky. Die Unionsfraktion will die bundeseigene DB-Holding auflösen, Schienen und Bahnhöfe vom Transportbetrieb trennen und die bisherige Struktur „mit 740 Beteiligungen und Tochtergesellschaften“ entflechten. (fis)

 www.gdl.de





Zahl der Woche 

Von 6,0 auf 5,0 Prozent ist die Inflationsrate in den USA im März gesunken – die Dollarentwertung war damit geringer als die des Euros (6,9 Prozent). Im Juni 2022 war der Consumer Price Index auf ein Rekordhoch von 9,1 Prozent geklettert. Preistreiber waren im März Transportdienstleistungen (+13,9 Prozent), Strom (+10,2), Essen außer Haus (+8,8) und Lebensmitteleinkäufe (+8,4). Benzin (-17,4 Prozent), Heizöl (-14,2) und Gebrauchtwagen (-11,2) waren hingegen billiger als vor einem Jahr. Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics