© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/23 / 21. April 2023

Aufgeschnappt
Wie Netflix Geschichte schreibt
Björn Harms

Daß Netflix es mit der europäischen Historie nicht so genau nimmt, ist bereits hinlänglich bekannt. Mal werden Wikinger durch schwarze Schauspieler verkörpert, dann tauchen schwarze Adelige in einer im Großbritannien des 19. Jahrhunderts spielenden Serie auf. Nun macht sich der US-Konzern daran, die Geschichte einer weiteren Hochkultur umzuschreiben. Kürzlich veröffentlichte Netflix den Trailer zur neuen Doku-Serie „Queen Cleopatra“, die am 10. Mai startet. Die letzte Pharaonin der makedonisch-griechischen Dynastie der Ptolemäer wird dabei – wie könnte es anders sein – von einer schwarzen Darstellerin gespielt. Nicht nur im Internet entlud sich daraufhin Empörung. Auch der ehemalige ägyptische Minister für Altertümer, Zahi Hawass, ist außer sich: „Das ist eine totale Fälschung. Kleopatra war Griechin, das heißt, sie war blond und nicht schwarz.“ Netflix versuche, so der weltberühmte Ägyptologe in der Onlinezeitung Egypt Independent, „Verwirrung zu stiften und falsche Informationen zu verbreiten, daß der Ursprung der ägyptischen Zivilisation schwarz ist“. Ob die empörten Äußerungen die systematischen Geschichtsfälschungen bei Netflix beenden, darf jedoch bezweifelt werden.