© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/23 / 14. April 2023

Kabinenklatsch
Kennen Sie den schon?
Ronald Berthold

Kennen Sie Fabian Hürzeler? Noch nicht? Kein Problem, bis vor kurzem kannte ihn – außer ein paar eingefleischten Anhängern des FC Pipinsried – niemand. Bei dem akut abstiegsbedrohten Bayern-Regionalligisten war er von 2016 bis 2018 Spielertrainer. Dann kam er wie Kai aus der Kiste, als sich der FC St. Pauli in der WM-Pause von Trainer Timo Schultz trennte. Fabian Hürzeler übernahm den Zweitliga-Klub auf Rang 15. Von 17 Partien hatten die Hamburger bis dahin nur drei gewonnen.

Seitdem sind zehn Spieltage vergangen. Und raten Sie mal, wo St. Pauli jetzt steht? Auf Rang vier. Denn dieser Trainer-Nobody hat den Kiez-Klub zu zehn Siegen in allen zehn Partien geführt. Zuletzt gewann Hürzelers Mannschaft auch beim bis dahin Tabellenzweiten Heidenheim und ist nun bis auf vier Punkte an den Relegationsplatz herangerückt. Ich kann den Verein wegen seiner Nähe zur linksradikalen Szene zwar nicht leiden, aber diese unglaubliche Geschichte muß ich würdigen. Zumal mit einem solchen Coach. 29 Jahre alt war der sympathische Zahnarztsohn, als er Cheftrainer am Millerntor wurde. Zugegeben, eingangs habe ich wegen der guten Pointe verschwiegen, daß er dort zuvor anderthalb Jahre Assistent war.

Aber wer kennt schon den Co-Trainer einer mittelmäßigen Zweitliga-Mannschaft? Ich nicht. Nun kenne ich ihn und bin sicher, er hat das Zeug zum neuen Julian Nagelsmann. Der fing auch als völlig unbekannter 29jähriger – in Hoffenheim – an, wechselte dann nach Leipzig, zu Bayern und wird trotz der Entlassung seinen Weg machen. Merken Sie sich den Namen. Ich glaube, von Fabian Hürzeler werden wir noch eine Menge hören.