E-Autos weit davon entfernt, „klimaneutral“ zu sein?
KÖLN. Laut dem „Pathway-Report“, den die Unternehmensberatung Kearney für die schwedische E-Auto-Firma Polestar und den US-Konkurrenten Rivian erstellte, wird die Autoindustrie ihr „globales Kohlenstoffbudget“ bis 2035 aufgebraucht haben und so in ihrem Bereich das „1,5-Grad-Ziel“ der Pariser Klimavereinbarung von 2015 deutlich überschreiten. Bis 2050 drohe eine Überschreitung um 75 Prozent. Selbst die beschleunigte weltweite Ersetzung von Autos mit Verbrennungsmotoren durch Batteriefahrzeuge würde nach dem Urteil des deutschen Polestar-Vorstands Thomas Ingenlath daran allein wenig ändern. Hebel zwei müsse daher der Ausbau erneuerbarer Energie für die globalen Stromnetze sein, damit E-Autos ihr Potential durch „grünes Laden“ ausschöpfen können. Hebel drei sei ein „wirklich klimaneutrales Auto“, wie es Polestar erst 2030 auf den Markt bringen wolle. Das könne man aber nur bauen, wenn alle CO2-Quellen aus der Lieferkette eliminiert würden: von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung des Fahrzeugs nach dem Ende seines Lebenszyklus. Von einer solchen Dekarbonisierung sei die E-Auto-Industrie aber noch weit entfernt (Fraunhofer Magazin, 1/23). (ck)
Vor zwei Millionen Jahren gab es ein grünes Grönland
BREMEN. Paläogenetiker um Eske Willerslev (Uni Kopenhagen) haben an der Nordspitze Grönlands die bislang älteste DNA aus Sedimentbohrkernen geborgen. Aus den zwei Millionen Jahre alten Genfragmenten konnten sie ein üppiges Ökosystem rekonstruieren. Von den 102 in den Proben nachgewiesenen Pflanzenarten, darunter sommergrüne und maritime Wälder mit Eibe und Weißdorn, kommen 39 Prozent heute in Grönland nicht mehr vor. Die Tierarten, die in einst in Nordgrönland lebten – Schneehasen, Lemminge, Wühlmäuse, Rentiere und die ausgestorbenen Mastodons – sind aus den Habitaten um Kap København ganz verschwunden. Die DNA-Proben repräsentieren eine Lebenswelt, die es heute auf der Erde nirgendwo mehr gibt: eine singuläre Mischung aus nördlichen (borealen) und arktischen Arten (Naturwissenschaftliche Rundschau, 2/23). (dm)
Festlandgletscherschwund bis zur Jahrhundertwende
PITTSBURGH. Ein Forscherteam um David Rounce (Carnegie Mellon University) hat Modellrechnungen präsentiert, die die Entwicklung aller Gletscherregionen bis 2100 zeigen. Demnach werden Festlandgletscher bis dahin im Vergleich zu 2015 zwischen 26 und 41 Prozent ihrer Masse verlieren (Science, Vol. 379/6627/23). Am schnellsten schreite dieser Verlust in Westkanada, Skandinavien, Nordasien, im Kaukasus, im Mittleren Osten und in Neuseeland voran. Dort würden zwischen 60 und 100 Prozent aller Gletscher bis zum Jahr 2100 verschwunden sein. Im Gegensatz zur Arktis und Antarktis reagierten diese kleinflächigen Gletscherareale schon bei einem globalen Temperaturanstieg von zwei Grad besonders stark. Aber zum erwarteten Meeresspiegelanstieg zwischen 90 und 154 Millimeter trügen diese Regionen trotzdem nur wenig bei. (rs)
Erkenntnis
„Die Körper und Gesichter, die wir in den Medien, der Werbung und auf sozialen Netzwerken sehen, sind diverser geworden. Das erweckt den Eindruck, daß sich die Schönheitsideale ändern. Beauty-Filter zeigen, daß das nicht stimmt. Eine schmale Nase, faltenlose Haut, volle Lippen und große Augen halten viele für erstrebenswert. Jugendliches Aussehen finden wir aus evolutionsbiologischen Gründen anziehend, weil wir es mit einem guten Fortpflanzungspotential verbinden.“
Helmut Leder, Professor für Allgemeine Psychologie an der Universität Wien