© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/23 / 14. April 2023

Umwelt
Ein Hahn wird Transhenne
Bernd Rademacher

Es klingt nach „Fake News“: Durch Beschallung mit einer bestimmten Tonfolge sollen aus angebrüteten Hühnereiern mehr Hennen als Hähne schlüpfen. Doch die israelische Firma Soos Technology biete tatsächlich ein Verfahren an, mit dem sich das Geschlecht von Hühnerembryos beeinflussen läßt. Die Möglichkeit der Geschlechtsumkehr ist bei Amphibien bekannt. Aber klappt das bei Vögeln? Das Geschlechterverhältnis schlüpfender Küken liegt bei etwa 50 zu 50. Soos verspricht, den Hennen-Anteil auf 60 bis 85 Prozent zu steigern, denn seit 2022 ist das Schreddern geschlüpfter Hahnenküken in Deutschland verboten. Auch Hähne müssen aufgezogen werden – und das kostet. Durch ausgetüftelte Tonfrequenzen im Zusammenspiel mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit sollen eigentlich männliche Küken in den ersten 16 Tagen weibliche Geschlechtsorgane ausbilden. Obwohl sie genetisch Hähne sind, legen die geschlechtsumgewandelten Küken als Legehennen Eier.

Aktuell laufen praktische Versuche in den USA, Italien, Belgien und in Baden-Württemberg.

Momentan wird untersucht, ob Schlupffähigkeit, Legeleistung und Eischalenqualität der Transhennen mit der ihrer Schwestern mithalten kann. Aktuell laufen Versuche in den USA, Italien, Belgien und in Baden-Württemberg. Damit Hintergrundgeräusche im Stall die Wirkung der Töne nicht beeinträchtigen, ließen die Israelis ein lautloses Ventilationsverfahren patentieren. So sollen Interferenzen der Schallwellen ausgeschlossen werden. Für eine Anwendung in der industriellen Brüterei muß zudem sichergestellt werden, daß die Klangboxen richtig positioniert sind und daß die Apparatur die Reinigung und Desinfektion nicht behindert. Bisher liefen 90 Testreihen mit je 100.000 Eiern. Das Ergebnis sei vielversprechend, man habe die Marktreife fest im Blick, teilte das Unternehmen dem Landwirtschaftsmagazin Top Agrar mit.