© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/23 / 14. April 2023

Unfaire Anwerbung von Pflegepersonal in Übersee
Stetig gegen den WHO-Kodex
(ob)

Für den linken Journalisten Simon Duckheim schließen sich „kapitalistische Verhältnisse“ und ein „menschenwürdiges Gesundheitssystem“ per se aus. Um diese Unvereinbarkeit zu veranschaulichen, greift er historisch nicht allzu weit zurück. Ausgehend vom Versprechen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), bei der avisierten „Revolution des Gesundheitswesens“ auch dem Personalmangel abzuhelfen, aber dafür nicht „in ärmeren Ländern dort dringend benötigtes Fachpersonal abzuwerben“, weist Duckheim darauf hin, daß dies seit Gründung der Berliner Republik eine Praxis sei, die die Ampel-Regierung nahtlos fortsetze (Konkret, 2/2023). Obwohl die WHO 2010 einen „Globalen Verhaltenskodex“ formulierte, der ihren Mitgliedstaaten eine „aktive Rekrutierung“ in Ländern mit „kritischem Mangel“ an Gesundheitspersonal untersagt, haben schon Lauterbachs Amtsvorgänger diese Regelung ständig mißachtet. Ab 2013 nahmen Abwerber der Bundesagentur für Arbeit osteuropäische Nicht-EU-Staaten ins Visier. 2019 warf Jens Spahn (CDU) seine Angel im Kosovo, in Mexiko und auf den Philippinen aus. Aktuell traf Lauterbach unter dem Siegel „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ neue „Vermittlungsabsprachen“ mit Jordanien und Indonesien, womit die faktische Ausbeutung nur ethisch verbrämt werde. 


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