Wieviel materialisierter Geist wiegt, zeigt sich anhand von Bücherkisten, die bei Umzügen oder Renovierungen gepackt und geschleppt werden müssen.
Bücher wegwerfen? An dieser Frage spaltet sich seit jeher die Lesegemeinde. Für die einen sind sie ein mehr oder minder profaner Gebrauchsgegenstand zu einem bestimmten Nutzen, sei es zur Wissensvermittlung, sei es zum unterhaltenden Zeitvertreib. Für die anderen gilt eine Bemerkung des schottischen Historikers und Philosophen Thomas Carlyle (1795–1881): „In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit.“ Deswegen bringen sie es nicht übers Herz, Bücher zum Altpapier zu geben. Dummerweise werden es nur Monat für Monat immer mehr; und je breiter die Interessen, desto noch mehr. In den nächsten Tagen zum Beispiel erwarte ich zwei vollkommen unterschiedliche Neuzugänge: Da ist zum einen das von Matthes & Seitz angekündigte Buch „Die Eulen des östlichen Eises. Die Suche nach der größten Eule der Welt und ihre Rettung“ des US-Wildtierbiologen Jonathan C. Slaght sowie zum anderen eine Graphic Novel aus dem Verlag Cross Cult mit der Bandgeschichte von Motörhead und ihrem charismatischen Frontmann Lemmy Kilmister.
Was ließ die berühmte griechische Opernsängerin Maria Callas so einzigartig, so unsterblich werden?
„Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ (Franz Kafka in einem Brief an seinen Freund, den Kunsthistoriker Oskar Pollak vom 27. Januar 1904)
Vom Elysium zum Martyrium ist es manchmal nur ein kurzer Weg.
Bis Anfang Dezember dieses Jahres zum bevorstehenden hundertsten Geburtstag der berühmten Opernsängerin Maria Callas ist es noch eine Weile hin. Doch nicht nur in ihrer Heimat Griechenland sind die Ehrungen bereits angelaufen, auch hierzulande wirft dieses Geburtsjubiläum seine Schatten voraus. Nachdem der Musikjournalist Manuel Brug die Diva bereits im Januar in der Welt gewürdigt hatte, legt nun die Kulturhistorikerin und Schriftstellerin Eva Gesine Baur eine höchst lesenswerte Biographie der Primadonna assoluta vor („Maria Callas. Die Stimme der Leidenschaft“). Darin spürt sie der Frage nach, was die Callas bei allen widersprüchlichen Meinungen über ihre Gesangsstimme, ihr äußeres Erscheinungsbild, ihren Charakter und ihr Verhalten so einzigartig, so unnachahmlich, so unsterblich werden ließ. Am 28. April präsentiert die Autorin, die unter anderem Bücher über Mozart und Chopin geschrieben hat, ihr Werk während der Leipziger Buchmesse im Kammermusiksaal des Mendelssohn-Hauses.
Eva Gesine Baur: Maria Callas. Die Stimme der Leidenschaft. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2023, gebunden, 507 Seiten, 44 Abbildungen, 29,90 Euro