Einen Mitflug in einer Militärmaschine zu buchen ist das eine (JF 14/23), selbst so ein Geschoß zu besitzen etwas ganz anderes. Flugtage, Typentreffen und Flugplatzfeste – mit der wärmeren Jahreszeit beginnt auch wieder die Saison der tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten. Dann steigen von diversen deutschen Flugplätzen Klassiker auf in die Lüfte: Bücker Jungmann, Focke Wulf FW 44 Stieglitz, Dornier Do 27 oder Messerschmitt Me 108. Piloten zeigen, was mit ihren Maschinen alles möglich ist, wenn man über das entsprechende fliegerische Können verfügt: Rollen, enge Kurvenflüge, vertikale Steigflüge, Faßrollen. Und das Publikum am Boden staunt andächtig, zieht vielleicht gar die Köpfe ein, wenn propellergetriebene Kriegsflugzeuge dicht über ihren Köpfen dahinbrausen.
Angst muß man nicht haben, die brummenden und röhrenden Warbirds (Kriegsvögel) sind als ausgemusterte Veteranen in der Regel friedlich, auch wenn sie einst gefürchtete Jagdmaschinen, Erdkampfflugzeuge, Bomber oder Aufklärer waren. Unfälle sind so selten, daß sie, falls es zu welchen kommt, für Schlagzeilen sorgen und doch der Faszination keinen Abbruch tun. Zuletzt war das im November der Fall, als bei einer Flugschau in Dallas zwei Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg in der Luft zusammenstießen, eine Boeing B-17 Flying Fortress und eine Bell P-63 Kingcobra.
Die Veranstalter locken nicht nur mit Kunstflugvorführungen, Fallschirmsprüngen und Rundflügen in Oldtimer-Flugzeugen. In vielen Flugschauankündigungen steht auch ein Hinweis, der zu Träumen verleitet: „Du kommst mit eigenem Flieger?“ Eigentlich eine tolle Idee, mit der eigenen Bücker Bü 180 Student, Westland Sea Lynx Mk. 88, einem Fieseler Storch oder der Messerschmitt Me 109 vorzufliegen – oder neben all den Privatjets in New York, Davos oder Nizza zu landen. Aber wo gibt es ausgemusterte Kriegsmaschinen?
Beim VEBEG, dem Verwertungsunternehmen des Bundes für ausgemusterte Ausrüstung, jedenfalls nicht. Wer aktuell das Stichwort Flugzeuge/Schiffe anklickt, dem werden lediglich Teile für die Transall C-160 offeriert – immerhin insgesamt 17 Positionen. Dazu gibt es noch Vierblattpropeller und zwei Fallschirmspringertüren. Aber wer will sich schon eine Transportmaschine aus Einzelteilen zusammenbauen? Ansonsten ist hier der große Ausverkauf längst vorbei.
Kostspieliges Hobby für reiche Sammler
Auch in der Schweiz ist der Messerschmitt-Markt bereits leergekauft. Dabei erwarben die Eidgenossen einst 80 Stück des deutschen Standardjägers und setzten diese sogar erfolgreich gegen das Herstellerland ein. 33.000 Stück wurden in Deutschland ab 1935 gebaut, nach 1945 produzierten Spanier und Tschechen weiter. Tschechische Messerschmitts flogen die Israelis noch 1948 gegen die Spitfire der Ägypter. Etwa zwei Dutzend dieser Jäger haben Kriege und Außerdienststellung überstanden, eine Handvoll in Europa gilt noch als flugfähig. Davon befinden sich drei im Messerschmitt-Flugmuseum in Manching.
Und einige werden zusammen mit anderen Warbirds tatsächlich aktuell angeboten. So von der auf den internationalen Handel, Vertrieb und die Vermittlung von Flugzeugen spezialisierten Boschung Global AG im Schweizer Samen. Kaum ruft man ihre Internetseiten auf, kommen sie einem schon in Portraitaufnahmen entgegengebraust: die Supermarine Spitfire von 1945, eine Hawker Hurricane, Yak 9UM und sogar der Schweizer Jagdbomber C-3605. Und da sind auch zwei Bf 109 in feldgrauem Anstrich. Eine stammt von der spanischen Luftwaffe und hat nach Angaben des Händlers mehr als 45 Jahre in einer Scheune überdauert, ehe sie sorgfältig saniert wurde.
Daß seit Anfang des Jahres ein ganzes Ensemble gefragter Raritäten auf dem Markt ist, hängt mit einem tragischen Ereignis vom August zusammen. Damals verunglückte Volker Schülke, Gründer und Chef der Air Fighter Academy, am Steuer einer Pilatus P-2 tödlich. Diesem gehörte auch eine einzigartige Sammlung an flugfähigen historischen Flugzeugen, die aus der ganzen Welt Menschen in die Erlebniswelt „Hangar 10“ auf die Ostseeinsel Usedom lockte. Jetzt steht die Sammlung zum Verkauf: Spitfire, Mustang P-51, Fieseler Storch, Focke Wulf sowie drei Bf 109. Die meisten Maschinen sind zwar mit einer vorläufigen Verkehrszulassung (VVZ) versehen, müssen aber, um eine reguläre Zulassung zu erhalten, noch eine ausführliche Testflugphase durchlaufen.
Der südkalifornische Anbieter Platinum Fighter Sales offeriert in der Rubrik „Fighters“ zahlreiche Eisenvögel wie beispielsweise eine Vickers Supermarine Spitfire PR XI von 1944. Für schlappe 1,5 Millionen Dollar kann der zahlungskräftige Käufer mit einem Düsenjet McDonnell F4H-1F Phantom II von 1959 gen heimatlichem Hangar abheben oder für 3,2 Millionen Dollar mit einer McDonnell Douglas TA-4JSkyhawk von 1992. Noch fünf Jahre jünger ist die russische Jak 9-UM und mit 575.000 Dollar ein echtes Schnäppchen. Wem das zu teuer ist, bietet sich aktuell eine Lockheed T-33A an, preisgesenkt auf 250.000 Dollar. Bis zum Koreakrieg wurde die Vought F4U-5NL Corsair von den Amerikanern geflogen. Heute ist die Maschine für 3,375 Millionen Euro zu haben. Ungefähr eine Million preiswerter ist eine P-51D Mustang der US Airforce. Den Jäger gibt es saniert, mit Flugbuch und fertig zum Abheben.