Schiffsglocke der „Dresden“ glänzt in Chile
VALPARAISO/DRESDEN. Die restaurierte Schiffsglocke des Kleinen Kreuzers „SMS Dresden“ ist jetzt Bestandteil des Museo Marítimo Nacional im chilenischen Valparaiso. In Anwesenheit der deutschen Botschafterin Irmgard Maria Fellner, des Oberkommandierenden der chilenischen Marine, Admiral Juan Andrés de la Maza, und zahlreichen Gästen, darunter Nachkommen der Besatzung des Schiffs, habe der Direktor des Museums, Konteradmiral Andrés Rodrigo, die 144 Kilogramm schwere Glocke übernommen, teilt die deutsch-chilenische Wochenzeitung Cóndor in ihrer aktuellen Ausgabe mit. Der Kleine Kreuzer war als Typschiff der nach ihr benannten Dresden-Klasse im November 1908 von der Kaiserlichen Marine in Dienst gestellt worden und am 14. März 1915 auf Befehl seines Kapitäns, in Anbetracht der feindlichen Übermacht, die es kapern wollte, in der Cumberland-Bucht (Juan-Fernández-Inseln) versenkt worden. Das deutsche Kriegsschiff war zuvor, obwohl es mit nahezu unbrauchbaren Maschinen und kampfunfähig auf chilenischem Hoheitsgebiet vor Anker lag, von den britischen Kreuzern „Glasgow“ und „Kent“ unter Mißachtung der chilenischen Neutralität beschossen worden – einer von vielen völkerrechtswidrigen Akten durch die britische Marine. Dienst auf der „Dresden“ tat zu diesem Zeitpunkt auch Wilhelm Canaris als Oberleutnant zur See. Dem späteren Chef der deutschen Abwehr und Unterstützer des konservativen Widerstands gegen Hitler gelang es im August 1915, mit mehreren Kameraden aus der chilenischen Internierung zu fliehen und über Argentinien nach Deutschland zurückzukehren. Die in 60 Meter Tiefe liegende „Dresden“ ist inzwischen zum chilenischen Nationalgut erklärt worden. Eine Gruppe chilenischer und deutscher Taucher hatte die gut erhaltene, 155 Kilogramm schwere Glocke 2006 aus dem Wrack geborgen. Sie wurde im Archäologischen Landesmuseum Schleswig in Flensburg restauriert und war bisher als Leihgabe im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden zu sehen. (pl)
Kleist-Preis 2023 geht an Thomas Kunst
BERLIN. Der Schriftsteller und Musiker Thomas Kunst erhält den diesjährigen Kleist-Preis. Er werde die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung am 26. November im Deutschen Theater entgegennehmen, teilte die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft in der vorigen Woche mit. Der 1965 in Stralsund geborene Kunst sei „der sprachbesessenste und herzverrückteste deutsche Dichter unserer Zeit“, begründete Feridun Zaimoglu die Preisvergabe. Der Autor war von der Jury der Kleist-Gesellschaft als Vertrauensperson gewählt worden, den Preisträger zu bestimmen. Thomas Kunst wage in seinen Gedichten und Romanen, so Zaimoglu weiter, „den Bruch mit dem Üblichen und Immergleichen. In seinem nördlichen Eigensinn setzt er sich über eingebildete Grenzen hinweg: Er ist ostdeutsch und weltgewandt, brillant und gegenwartsresistent. Niemals läßt er sich vom Aktualitätszwang verführen. Als phantastischer Extremist gelingt ihm auch der Kampf gegen die gewöhnliche Metapher meisterhaft.“ Thomas Kunst ist als Bibliotheksassistent der Deutschen Nationalbibliothek tätig und veröffentlichte zuletzt im Suhrkamp-Verlag den Gedichtband „Kolonien und Manschettenknöpfe“ (2017) sowie den Aussteigerroman „Zandschower Klinken“ (2021), der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand. (tha)
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