© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/23 / 06. April 2023

Meldungen

Rußland beschuldigt Kiew wegen Mord an Blogger 

Sankt Petersburg. Die russische Regierung hat die Ukraine für den tödlichen Anschlag auf den russischen Blogger Maksim Fomin, der unter dem Pseudonym Wladlen Tatarski bekannt ist, verantwortlich gemacht. Die russische Außenamtssprecherin, Maria Sacharowa, sagte, der Blogger habe sich mit seinen Aktivitäten den „Haß Kiews eingebracht“. Das Anti-Terror-Komitee sagte, ukrainische Geheimdienste seien in den Anschlag verwickelt. Zugleich werden Beziehungen zum inhaftierten Oppositionsführer Alexej Nawalny vermutet. Deshalb sei eine Person aus dessen Umfeld festgenommen worden. Als Tatverdächtige benennen russische Behörden eine 26jährige Frau namens Darya Trepowa. Sie soll eine mit Sprengstoff gefüllte Gipsfigur zu einer Veranstaltung Fomins gebracht und ihm diese dort überreicht haben. Auf Videos ist zu sehen, wie sie einen großen Gegenstand trägt und damit den Veranstaltungsort, ein Café, betritt. Kurz nach der Übergabe an Fomin soll es zur Explosion gekommen sein. Trepowa befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im selben Raum. Die Beschuldigte soll im Februar wegen der Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine festgenommen worden sein. Russische Medien berichten, daß sie zudem versucht haben soll, in die Ukraine zu reisen. Die ukrainische Regierung wies die Anschuldigungen zurück. Der ukrainische Präsidentenberater, Mychajlo Podoljak, sagte, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, daß „innerstaatlicher Terrorismus ein Instrument des innenpolitischen Kampfes“ in Rußland werden würde. Der Chef der russischen Söldnereinheit „Gruppe Wagner“, Jewgeni Prigoschin, dem das Café gehört, in welchem die attackierte Veranstaltung Fomins stattfand, äußerte ebenfalls eine alternative Theorie. Er vermute, daß es sich um eine „Gruppe von Radikalen“ handele, die unabhängig von der Ukraine agiere, sagte Prigoschin. Das Anschlagsopfer, Fomin, war eine prominente Figur in der Szene der sogenannten Militärblogger. Dabei handelt es sich um eigenständige Kriegsberichterstatter, die den Krieg gegen die Ukraine befürworten, die russische Armeeführung jedoch zugleich entschieden kritisieren. Fomin wurde im Donbass geboren. Wegen eines Banküberfalls saß er einige Jahre in Haft. Während des Bürgerkriegs konnte er 2014 aus dem Gefängnis fliehen und schloß sich russischen Separatisten an. Später berichtete er als Blogger regelmäßig aus der Ukraine und dem Kreml. (lb)





Mitte-Rechts-Bündnis gewinnt Wahl in Bulgarien 

Sofia. Bei den Parlamentswahlen in Bulgarien am 2. April hat das Mitte-Rechts-Bündnis um den früheren Ministerpräsidenten Boiko Borissow (GERB) die meisten Stimmen erhalten. Sie kommt auf 26,5 Prozent. Das geht aus den Auszählungen von fast 90 Prozent aller Wahlzettel durch die Zentrale Wahlkommission hervor. Zweitstärkste Kraft sind die Liberalkonservativen mit 24,5 Prozent. Beide Fraktionen sind pro-europäisch und positionieren sich im Ukraine-Krieg an der Seite Kiews. Die nationalkonservative und pro-russische Partei Wiedergeburt konnte mit etwa 14,5 Prozent erstmals die drittmeisten Stimmen bei einer Wahl verzeichnen. Die Wahlbeteiligung im ärmsten Land der EU lag bei nur 40 Prozent, es war bereits die fünfte Wahl innerhalb der vergangenen zwei Jahre. (st)