Dem Berliner sagt man nicht ganz zu Unrecht eine gewisse Griesgrämigkeit nach. Wenn er sich nicht über seine Regierung, den Senat, aufregt, dann über die BVG, den Verkehrsbetrieb mit seinen U- und Straßenbahnen sowie Bussen. Meistens hat der Hauptstädter auch einen guten Grund, zu schimpfen. Das landeseigene Traditionsunternehmen mit dem knallig-gelben Markenauftritt setzt dem ganz bewußt in seiner Werbung eine Mischung aus selbstironischem Unernst und gesellschaftspolitischem Messianismus entgegen. Das Motto stets: „Weil wir dich lieben.“ Wohlwissend, daß viele Kunden die BVG längst zu hassen gelernt haben. Daß die neuen Sitzmuster ein Wimmelbild bunter menschlicher Körper darstellen soll – „ein Muster eurer Vielfalt“ –, spiegelt nicht die allmorgendliche Erfahrung wider, wenn es in der Bahn vor lauter vollgekoteter Schnapsleichen wimmelt. Mittlerweile regt sich aber auch in der BVG selbst Unmut, der an die Öffentlichkeit dringt. So sollen sich mehrere homosexuelle Angestellte bitter beklagt haben, daß sie trotz aller nach außen gerichteten „Diversity“-Floskeln im Unternehmen diskriminiert würden. In firmeninternen Chatgruppen werde „homophob“ herumgepöbelt, behaupten sie. Auf dem Weg zur Diversität habe das Unternehmen wohl noch einen langen Weg vor sich, räumt sogar BVG-Chefin Eva Kreienkamp ein. Einen ganz anderen zu langen Weg bemängeln viele Busfahrer – nämlich den zu einer zumutbaren Toilette. Ihnen stünden teilweise nur inmitten vermüllter, schlecht ausgeleuchteter Brachen stehende Provisorien zur Verfügung. Der Vorwurf mangelnder Wertschätzung ist da naheliegend. Doch medial haben die Klagen der sogenannten LGBTQ*-Mitarbeiter einen größeren Nachhall gefunden als die der Busfahrer ohne Klo. Fast könnte man meinen, nichts sei der Berliner Blase so egal wie die Blasen in Berlin.