© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/23 / 06. April 2023

Zitate

„Was ist wahr, was ist falsch? Die Antworten auf diese Fragen ändern sich im Laufe der Zeit und mit neuen Erkenntnissen. Auch Werte unterliegen dem Wandel. Zu den Kennzeichen einer offenen Gesellschaft gehört es, das Erkenntniswachstum ebenso zu fördern wie Diskussionen über Moral. Tabus, Zensur und Verbote behindern diese Prozesse. Sie bedrohen die freie Entfaltung und das freie Wort. (…) Den politischen Diskurs kontrollieren und lenken zu wollen, geschieht aus Machtkalkül. (…) Aus liberaler Sicht ist es für eine Gesellschaft besser, Haß und Hetze zu ertragen als Verbote und Zensur.“

Malte Lehming, leitender Redakteur, Philosoph und Historiker im „Tagesspiegel“ am 29. März





„Die Großen schlucken die Kleinen, und zwar nicht, weil die Großen vor der Krise weniger Risiken eingehen, im Gegenteil. Sie können sich aber auf die rettende Hand des Staates verlassen. Das ist langfristig eine fatale Entwicklung. Denn irgendwann haben wir dadurch Banken, die nicht nur ‘too big to fail’, sondern auch ‘too big to be saved’ sind. (…) Megabanken sind keine gute Idee. Der Steuerzahler zahlt letztlich die Rechnung zweifach: über weniger Wettbewerb und über immer größere Rettungspakete.“

Moritz Schularick, VWL-Professor an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, im „Handelsball“ am 30. März





„Ein Gegner der katholischen Kirche, des Papstes, der russisch-orthodoxen Kirche ist links, aber wer sich gegen den Islam bzw. dessen Ausbreitung nach Europa erklärt, ist rechts, obwohl nun gerade diese Religion paläokonservative, patriarchalische Strukturen stützt und das Gros ihrer Anhänger an Demokratie – der Begriff wie stets hier mit aller gebotenen Ironie ausgesprochen – nicht interessiert ist und deshalb eigentlich von den Woken attackiert werden müßte. Aber sie haben Angst, die Schwestern, ihre Islamophobie ist real.“

Michael Klonovsky, Essayist, auf seinem Blog „Acta Diurna“ am 29. März





„Die seit 2008 in Europa und den USA gleichzeitig praktizierte Politik der harten Sparmaßnahmen für die meisten Menschen und des Staatssozialismus für die Banker hatte zwei Auswirkungen, die den Finanzkapitalismus in den letzten 14 Jahren geprägt haben. Erstens hat sie das Geld des Westens vergiftet. Genauer gesagt, sorgte sie dafür, daß es keinen einzigen Nominalzins mehr gibt, der das Gleichgewicht zwischen Geldnachfrage und Geldangebot wiederherstellen und gleichzeitig eine Welle von Bankenzusammenbrüchen verhindern könnte. Zweitens: Da es allgemein bekannt war, daß kein einziger Zinssatz in der Lage ist, sowohl Preisstabilität als auch Finanzstabilität zu erreichen, gingen die westlichen Banker davon aus, daß die Zentralbanken die Zinssätze erhöhen würden, wenn die Inflation wieder auftauchen würde, während sie ihnen aus der Patsche helfen. Und sie hatten recht: Genau das erleben wir jetzt.“

Yanis Varoufakis, ehemaliger griechischer Finanzminister, auf dem Blog von „Project Syndicate“ am 30. März





„Die größten Verlierer der Pandemie aber sind die deutschen Medien. Im Vergleich zu ihnen war Lauterbach ein zurückhaltender Mahner. So behauptete der Spiegel, daß ‘nachweislich viele Tote auf das Konto von Pflegekräften gehen, die sich aus Bockigkeit nicht impfen lassen’. Für die steile These gab es nie den Hauch eines Belegs, aber Hauptsache, man hatte Ungeimpfte als Corona-Totschläger denunziert.“

Eric Gujer, Chefredakteur, in der „NZZ“ am 31. März