© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/23 / 06. April 2023

Rechter Sieg im Norden Europas
Finnland macht sich glücklich
Albrecht Rothacher

Nach dem Uno-Glücksindex sind die 5,5 Millionen Finnen das 6. Mal in Folge das glücklichste Volk der Erde. Doch waren sie mit der Wirtschafts- und Schuldenpolitik ihrer sozialdemokratischen Regierungschefin Sanna Marin (37), dem fotogenen Liebling der Auslandsmedien, unzufrieden. 

So unzufrieden, daß sie der konservativen Nationalen Sammlungspartei von Petteri Orpo (54) und der patriotischen Partei „Wahre Finnen“ von Riikka Purra (45) mit 48 bzw. 46 von 200 Sitzen im Reichstag von Helsinki einen Erdrutschsieg bescherten. Orpo versprach, mit allen Parteien zu reden. Doch sind die Gemeinsamkeiten der beiden Stärksten für eine Große Koalition unübersehbar. Beide wollen Ausgaben kürzen und die unter Marin angewachsenen Staatschulden reduzieren, anstatt wie von den Sozialdemokraten gefordert, Ausgaben und Steuern weiter zu erhöhen. 

Marins erfolgreicher Nato-Beitritt hatte im Wahlkampf keine Rolle gespielt. Alle befürworteten ihn, rief der russische Angriff auf die Ukraine doch das finnische Nationaltrauma von Stalins Angriff vom November 1939 in Erinnerung.

So verliert die europäische Linke nach Schweden im September eine ihrer letzten Hochburgen im Norden, während die konservative Rechte überall da, wo sie regierungsfähige Alternativen bietet – von der Bürger- und Bauernbewegung in den Niederlanden bis zu den Freiheitlichen in Kärnten – im Vormarsch ist.