Endlich Freitag abend. Für viele die schönste Zeit der Woche, denn hier beginnt das Wochenende. Wenn du aber Autor bist – oder wie ich einmal einer werden willst – , dann sieht die Sache etwas anders aus: Denn spätestens jetzt beginnt sich der Druck des Schreibens deutlich zu erhöhen. Freitag ist Schreibtag.
Und so sitze ich schon eine Stunde am PC, ohne daß mir auch ein einziges Wort in den Sinn kommt. Zeit für ein geistiges Getränk, rede ich mir ein und greife zum Gin aus der Hausbar. Beim letzten Mal wählte ich Rotwein, der aber – abgesehen von Kopfschmerzen – keine brauchbaren Ergebnisse hinterließ.
Endlich gleiten die Finger über die Tastatur und ich sehe schon meinen Namen auf einem Bestseller.
Gesund soll er ja sogar sein, sage ich mir selbst. Ich nehme einen großen Schluck und warte darauf, daß sich die Wirkung entfalten möge. „Los jetzt, sonst wirst du nie erfolgreich!“, schreit eine innere Stimme.
„Schatz, wollen wir einen Film schauen?“ ruft es aus der Stube. Sieht sie denn nicht, daß ich schreibe? Ich ziehe es vor zu schweigen und gieße nochmal nach.
Endlich geht es voran: Die Finger gleiten geschwind über die Tastatur und ich sehe schon meinen Namen auf einem Bestseller stehen. Darauf trinke ich einen!
„Kommst du mit ins Bett?“ fragt meine Frau zu später Stunde. Auch wenn der Gedanke sehr verlockend ist, muß ich doch verneinen. Denn immerhin befinde ich mich in einer Inspirationsphase.
„Mach nicht mehr so lange“, läßt sie mich noch wissen und gibt mir einen Kuß.
Als ich erneut zum Glas greife, kommt mir Churchill in den Sinn. „Ich habe aus Alkohol mehr herausholen können, als er aus mir“, soll er einmal gesagt haben.
Meine Euphorie löst sich in Luft auf. Gleiches scheint für das geschriebene Wort zu gelten, welches ich nur noch schwer erkennen kann.
Am nächsten Morgen begutachte ich das Ergebnis meiner Arbeit: Ich muß lachen. „Gin macht Sinn“ lautet die Überschrift des Textes. In meinem Fall zumindest hatte Churchill sicher recht.