Die Woche hatte viel zu bieten. Bayern warf seinen Trainer raus und verpflichtet per Torschlußpanik Thomas Tuchel. Und die Nationalmannschaft wagte einen Neustart mit schwarzrotgoldener Binde. Aber in der Fußball-Regionalliga West geschah etwas, das mich noch mehr interessiert hat. Der 1. FC Kaan-Marienborn meldet seine Mannschaft ab und spielt demnächst in der untersten Klasse, der Kreisliga C. Dabei hat der Aufsteiger bisher eine sensationelle Saison gespielt. Die Mannschaft steht nach 27 Partien auf Platz vier.
Doch der Westdeutsche Fußballverband
(WDFV) hat seine Anforderungen so verschärft, daß dem kleinen Verein keine Wahl bleibt. Zukünftig müssen die Sitzplätze überdacht sein, ansonsten darf man nicht in der vierten Liga spielen. So zieht sich Kaan-Marienborn voller Verbitterung zurück. Ich habe mir die Arena auf Fotos angeschaut. Hier umweht einen der Charme des guten alten Amateur-Fußballs. Nur eine Tribüne auf der Hauptgeraden, ansonsten steht der Besucher hinter einer Absperrung – bei Wind und Wetter. Doch das will der WDFV nicht mehr.
Der Käner Vorstand spricht von einer „elitären Gruppe, die unter sich sein will“. Und er versteht nicht, „warum eine Tribünenüberdachung wichtiger ist als ansehnlicher Fußball“. Ich finde, der Mann hat recht. Der Rückzug des Vereins ist der Höhepunkt einer Entwicklung, die schon seit Jahren im DFB-Pokal zu beobachten ist. Kleine Klubs müssen ihre Heimspielstätten verlassen und das größte Spiel ihrer Geschichte ganz woanders austragen, weil der Verband die Stadien nicht erlaubt. Man raubt ihnen Heimvorteil und Heimatgefühl. Mit „Volkssport“ hat das nichts mehr zu tun. Traurig, traurig.