Neben der kanadischen Journalistin Naomi Klein ist die New Yorker Politologin Nancy Fraser die prominenteste, medial sichtbarste Globalismus- und Kapitalismuskritikerin im angloamerikanischen Raum. Im Unterschied zu Klein setzt Fraser jedoch nicht auf verkaufsfördernde publizistische Skandalisierungen partieller „Systemfehler“, sondern stellt mit einem Mix aus orthodoxem Marxismus und Kritischer Theorie aus der Frankfurter Schule die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung als Ganzes in Frage. Es gelte diesen „Kapitalismus als Kannibalismus“ zu überwinden, der nur deshalb profitabel sei, weil an der Peripherie des Systems billige Ressourcen durch meist „nicht-weiße Menschen“ in Verhältnissen bereitgestellt würden, die nicht mehr als Ausbeutung, sondern korrekter als Enteignung zu bezeichnen seien (Blätter für deutsche und internationale Politik, 3/2023). Dazu brauche es ein „breites Bündnis von Feminismus, Antirassismus und marxistisch inspiriertem Klassenkampf“. Es lohne sich „das sozialistische Projekt im 21. Jahrhundert“, das ohne Märkte „unten“, auf der Ebene der Grundbedürfnisse, und „oben“, bei der Verteilung des kollektiven Reichtums“, auskommen werde, weiter als „echte Alternative“ zum bestehenden, den Planeten zerstörenden System weiter zu verfolgen.