© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/23 / 31. März 2023

Insolvenz der Woche
Kein Wandern nirgends
Christian Vollradt

Weil nicht jeder nach Berlin reisen kann, um sich vor Ort über die Arbeit des Bundestags zu informieren, kommt das Parlament regelmäßig zu den Bürgern. Und zwar in Form einer Wanderausstellung, die in ganz Deutschland unterwegs ist und für jeweils eine Woche in öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Einkaufszentren gastiert. Schautafeln informieren über die Aufgaben und die Arbeit des Bundestages. Weil jedoch gerade junge Menschen Einblick in den Politikbetrieb bekommen und zum Verweilen animiert werden sollen, darf das – neudeutsch – Infotainment nicht zu kurz kommen. Es darf also nicht nur starre Buchstaben, sondern es muß bewegte Bilder geben. Zitieren wir die Ausstellungsmacher: „Einen multimedialen Einstieg ins Parlamentsgeschehen bieten ein Multitouchtisch und ein höhenverstellbares Infoterminal – mit Filmen, Spielen und dem gesamten Internetangebot des Bundestages.“ Im Dezember war die „modernisierte und digitalisierte“ Version der Ausstellung schon im Bundestag präsentiert worden, im Mai sollte die Tour durch Deutschland losgehen. Sollte. Denn zu Wochenbeginn meldete sich der höchste Verwaltungsbeamte des Parlaments, der „Direktor beim Bundestag“ im Range eines Staatssekretärs voller Bedauern mit einem Schreiben an die Abgeordneten: Die Wanderausstellung müsse „zunächst bis zum Beginn der parlamentarischen Sommerpause ausgesetzt werden“. Grund: Der für „Support, Wartung, Schulung“ zuständige IT-Dienstleister sei insolvent. Es sei fraglich, inwieweit die notwendigen Leistungen noch erbracht werden könnten. Das alles müsse nun erst mal geklärt werden, bevor der „Echtbetrieb“ aufgenommen werden könne. Oder um es im Stil des Grünen Robert Habeck zu formulieren: Die Wanderausstellung wurde nicht abgesagt, sie wird nur nicht gezeigt.