© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/23 / 24. März 2023

Frisch gepreßt

Arbeitsleben. Wenn man Ältere über die nachrückenden Generationen reden hört, ist der Tenor meist gleich: Keiner will mehr richtig arbeiten oder anpacken, die meisten sind faul, sie wollen und können es nicht. Zwar bestätigen sich die entsprechenden Vorurteile oft genug. Doch warum heute Heranwachsende keinen Sinn mehr in einer wochenfüllenden und kräftezehrenden Arbeit sehen, wenn der Staat ihnen gleichzeitig die Hälfte des Gehalts wegnimmt, die Aussicht auf eine vernünftige Rente in weite Ferne rückt, sich Krise an Krise anschließt und der demographische Niedergang vor der Tür steht, will niemand genauer wissen oder erklären. „Die Welt geht unter, und ich muß trotzdem arbeiten?“ fragt auch die freie Journalistin Sara Weber, die in Zeit, Süddeutscher Zeitung und Spiegel publiziert. Doch die 1987 geborene Autorin verfängt sich in den üblichen linken Lamenti über Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung, eingehüllt in den weinerlichen Ton jener Millennial-Generation. Dabei müßte sich das Mitglied der „neuen deutschen medienmacher“ eigentlich freuen. Schließlich wird die staatliche Rundumversorgung linker Wohlfühl-Aktivisten auch durch die hohe Abgabenlast des Steuerzahlers gesichert. Tiefere Erkenntnisse über Sinnhaftigkeit oder Sinnstiftung von Lohnarbeit in Zeiten des zivilisatorischen Niedergangs aber liefert die Medienberaterin nicht. Ein solches Buch wäre interessant, dieses ist es nicht. (ha)

Sara Weber: Die Welt geht unter, und ich muß trotzdem arbeiten. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023, broschiert, 240 Seiten, 18 Euro





Dekolonisieren. Tsitsi Dangarembga sieht sich in existentieller Hinsicht auf der Flucht. Auf der Autorin aus Simbabwe, die 2021 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, lastet noch heute seelisches Gepäck. In ihrer Heimat, dem damaligen Rhodesien, erlebte sie das System der Rassentrennung. „Ich bin auf der Flucht, seit ich aus dem Bauch meiner Mutter kam, und war es wahrscheinlich schon davor angesichts der Umstände, in die ich hineingeboren wurde“, erklärt sie. Allgegenwärtig so schildert sie es, sei in ihrem Leben nicht nur das Bewußtsein gewesen, schwarz zu sein, sondern eine schwarze Frau zu sein. Ein „doppeltes Negativ“. Westliche Staaten hätten sich noch nicht ausreichend mit den Folgen des Kolonialismus auseinandergesetzt, die für dunkelhäutige Menschen noch heute spürbar seien. Zudem gibt es laut Dangarembga geradezu „phobische“ Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen, die sie in ihrem Buch oftmals „melaninreiche“ beziehungsweise „weniger melaninreiche“ Menschen nennt. Ihr Lösungsvorschlag: eine Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte und zu guter Letzt „Dekolonialisierung“. (zit)

Tsitsi Dangarembga: Schwarz und Frau. Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft. Quadriga Verlag, Köln 2023 Köln, gebunden, 160 Seiten, 22 Euro