Einen Jägermeister auf unseren Politik-Chef! Christian Vollradt hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß vor 50 Jahren sein Lieblingsverein, Eintracht Braunschweig, als erster Klub mit Trikotwerbung auflief. Der Magenbitter auf der Brust – das war historisch. Ich bin tief ins Archiv gestiegen und habe geschaut, wie das seinerzeit sportlich gelaufen ist. Das aufsehenerregende Sponsoring brachte nicht den gewünschten Erfolg. Braunschweig stieg am Ende der Saison 1972/73 ab. Sechs Jahre zuvor war Eintracht noch Meister geworden. Besonders bitter, um beim Likör zu bleiben: Am damaligen letzten Spieltag überholte Hannover 96 den niedersächsischen Konkurrenten und schickte ihn in die 2. Liga.
Früher gab es auch schon Rivalität zwischen den Nachbarn, aber was die heutige Generation daraus macht, hat mit Sport nichts zu tun. Für manche ist ein Derby so etwas wie Krieg geworden. Wahrscheinlich hätte ich Vollradts Idee gar nicht aufgegriffen, wären am Sonntag die Niedersachsen-Klubs nicht aufeinandergetroffen. Was für ein roter Faden. Gewonnen haben die Braunschweiger. Glückwunsch, Christian.
Erschreckend fand ich die Begleitumstände – nicht nur das permanente Böllern während der Partie. Daß 96-Fans Kunstblut vor den Häusern zweier Eintracht-Profis auskippten und Holzkreuze aufstellten, überschreitet Grenzen. Hannover-Ultras sollten sich fragen, ob sie mit Eintracht-Anhängern nicht mehr gemeinsam haben, als sie trennt: Beide leben für den Verein aus ihrer Stadt. Die Lager verbindet in ihrer Leidenschaft viel – darauf sollten sie mal mit einem Jägermeister anstoßen. Wie ich Christian kenne, würde er sogar einen springen lassen.