© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/23 / 24. März 2023

CD-Kritik: Tulus – Fandens Kall
Klanglandschaften
Alexander Graf

So ursprünglich und ungeschliffen wie die Landschaft auf dem Cover zum neuen Tulus-Album ist auch die Klangwelt der Norweger. Das Trio bleibt sich auf seinem siebten Werk treu – Motto: Keine Experimente. So gibt es eine gute halbe Stunde nordischen Black Metal aufs Ohr, wobei ganz vereinzelt weiblicher Gesang zu vernehmen ist und auch ein Piano ein Gastspiel geben darf. 

Tulus laufen seit ihrer Gründung, ebenso wie die von den Musikern parallel bespielte Band Khold, zumeist unter dem Radar. Die Frage, warum angesichts der musikalischen Nähe die Kompositionen nicht unter einem Banner veröffentlicht werden, können wohl nur die Künstler selbst beantworten. 

Anders als die Legionen ihrer Genrekollegen verzichten Tulus weitgehend auf musikalische Geschwindigkeitsexzesse. Auch auf „Fandens Kall“ dominieren stampfende Kompositionen mit unerbittlich sägenden, bisweilen groovenden Gitarrenriffs. Anspieltips sind „Isråk“, „Snomyrkre“ und „Sjelesmerte“. Letzteres geht aufgrund seiner rockigen Grundstimmung gleich ins Ohr. Der Gesang wird mit kratziger Stimme vorgetragen. Wobei „Gesang“ irreführend ist, vielmehr werden die norwegischen Texte aus der Feder der Ehefrau des Sängers gesprochen. Dabei rollt er das R, daß Till Lindemann neidisch werden müßte. Im finalen „Barfrost“ ertönen akustische Klänge. Damit enläßt die Band ihre Zuhörer wieder aus ihrer Klanglandschaft, als hätten sie sich durch ein winterliches Gebirge gekämpft, um in den Schutz der Zivilisation zu gelangen. 

Tulus Fandens Kall Soulseller Records 2023 

 www.soulsellerrecords.com