© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/23 / 17. März 2023

Kabinenklatsch
Ich hoff’, die steigen ab
Ronald Berthold

Mit der TSG Hoffenheim konnte ich noch nie viel anfangen. Schlimmer sogar: Von Anfang an, als der Milliardär Dietmar Hopp anfing, den Verein aus dem 3.310-Seelen-Dorf finanziell aufzurüsten, war ich gegen diesen Retortenklub. Doch das nützte natürlich nichts. In nur zwei Jahren stieg er von der Regionalliga in die Bundesliga auf.

Aber jetzt bekomme ich Oberwasser: Seit 2008 besteht nun erstmals die realistische Möglichkeit, daß wir dieses Plastikprojekt wieder loswerden. Für mich hat er immer einem Traditionsverein den Platz in der Bundesliga weggenommen. Es gibt keine Mannschaft, die zu Auswärtsspielen so wenige Fans mitbringt wie Hoffenheim. Trotz inzwischen 15 Jahren Eliteklasse ist das Projekt seelenlos geblieben. Auch in der SAP-Arena verkrümeln sich im Schnitt nur 22.776 Besucher. Lediglich der 1. FC Union rangiert aufgrund des kleinsten Stadions der Bundesliga in der Zuschauertabelle noch dahinter. Am vergangenen Wochenende ist das passiert, worauf ich so lange warte: Hoffenheim, das zwar offiziell zur Stadt Sinsheim gehört, aber durch seine Abgeschiedenheit äußerlich seine dörfliche Eigenständigkeit bewahrt, rutschte sportlich auf den 18. Platz ab. 

Der letzte Sieg datiert vom 14. Oktober beim damaligen Tabellenletzten Schalke 04 am zehnten Spieltag. Danach folgten aus 14 Spielen nur noch zwei Punkte. Zuletzt gingen acht Spiele in Folge verloren. Seit Sonntag trägt der Klub die rote Laterne. Natürlich hängen im Tabellenkeller alle ganz eng zusammen. Zu Platz 14 sind es für Hoffenheim nur drei Punkte, zum 15., Hertha BSC, zwei. Und gegen die spielen die Hoffenheimer am Sonnabend. Klar, wem ich die Daumen drücke.