Pflanzenschutz ohne Gift: Genveränderte Blattläuse
GIESSEN. Ein Drittel der weltweiten Ernte wird von Insekten aufgefressen, wie Wissenschaftler der Universität Twente errechneten. Am stärksten betroffen sei Reis, auch bei Kartoffeln, Weizen, Soja und Mais komme es zu Verlusten zwischen 17 und 23 Prozent. Die größten Ernteeinbußen gebe es in Afrika und Asien. Durch das 2018 erlassene EU-weite Verbot von Neonicotinoiden leidet Mitteleuropa unter Blattläusen. Das Insektizid-Verbot sollte die Bienen und andere Nutzinsekten schützen, führte aber zur „Entwaffnung“ der Landwirte. So fühlen sich 26.000 deutsche Rübenbauern im Stich gelassen im Kampf gegen die Blattlaus und die eingewanderte Schilf-Glasflügelzikade. Die von ihnen mit Viren und Bakterien infizierten Rübenblätter verringern den Zuckergehalt der Feldfrucht um bis zu 40 Prozent. Abhilfe versprechen Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie. Dort ist ein Mechanismus entwickelt worden, um artspezifische Gene von Blattläusen bei der Nahrungsaufnahme auszuschalten. Ob solche „ungefährlichen“ Blattläuse hierzulande ausgesetzt werden, ist angesichts der Phobie gegen „Gentechnik“ ungewiß (Fraunhofer Magazin, 2/22). (rs)
Corona-Pandemie verkürzte Lebenszeit vieler Europäer
ROSTOCK. Wegen der Corona-Pandemie ist die Perioden-Lebenserwartung (PLE) 2021 in vielen Ländern das zweite Jahr in Folge gesunken. Das ergab eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Europa, den USA und Chile. Die PLE ist ein Maß für das Sterberisiko, dem eine Bevölkerung innerhalb eines Jahres ausgesetzt ist. In Deutschland fiel jedoch der PLE-Rückgang für 2020 und 2021 mit 5,7 Monaten relativ moderat aus. In Bulgarien sank die PLE hingegen um 2,1 Jahre. Im Vergleich zu 2019 ist sie dort sogar um 3,6 Jahre gesunken. Mehr als ein Viertel der Verluste ist auf erhöhte Sterblichkeit bei 40- bis 60jährigen zurückzuführen. Ob diese Zahlen der geringen Impfquote geschuldet sind, ist umstritten. Plausibler klingt der Hinweis auf die Gesundheitsversorgung. In Frankreich, Schweden, Belgien und der Schweiz kletterte die PLE 2021 auf Vor-Pandemie-Niveau (Max Planck Forschung, 4/22). (dg)
Strom: Ein Drittel aus Kohle, ein Viertel aus Windkraft
WIESBADEN. Kohle war voriges Jahr mit 33,3 Prozent (2021: 30,2 Prozent) erneut der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. 60 Prozent davon stammten aus Braun- und 40 Prozent aus Steinkohlekraftwerken. Zweitwichtigste Stromquelle war laut Statistischem Bundesamt die Windkraft, deren schwankender Anteil im Schnitt von 21,6 auf 24,1 Prozent anstieg (2021: 21,6 Prozent). Der Erdgasanteil sank von 12,6 auf 11,4 Prozent, der Solaranteil stieg von 8,7 auf 10,6 Prozent. Wegen der Abschaltung von drei AKWs reduzierte sich der Atomstromanteil von 12,6 auf 6,4 Prozent. Die Biogasverstromung blieb mit 5,8 Prozent konstant. Wasserkraft, Öl und sonstige Energieträger lieferten den Restanteil von 8,4 Prozent. Insgesamt wurden 509 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, das waren 1,9 Prozent weniger als 2021. (fis)
Erkenntnis
„Eine Studie der Universität Zürich über geschlechtsspezifisches Lernen zeigt, daß Orang-Utan-Mädchen im Dschungel exakt das gleiche essen wie ihre Mütter. Die Söhne hingegen nehmen Dinge zu sich, die ihre Mutter niemals anrühren würde. Sie orientieren sich an dem, was den erwachsenen Männern schmeckt. Damit sich Affenmädchen an den weiblichen Individuen orientieren und Affenjungen an den männlichen, müssen sie wissen, wer sie sind.“
Frans de Waal, Psychologieprofessor an der Emory University in Atlanta/Georgia