München hat laut dem Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung die niedrigste Sozialleistungsquote der 15 deutschen Städte mit über 400.000 Einwohnern. Das erklärt aber nur zum Teil, warum in der Bayern-Metropole täglich tonnenweise Essen weggeworfen wird. Viele Lebensmittel gelangen gar nicht zu den Supermärkten, weil die Kirsche zu klein oder die Gurke zu krumm ist. Und wer bei Aldi, Edeka & Co. nach noch Eßbarem im Abfallcontainer wühlt, kann bestraft werden. Cem Özdemir will letzteres entkriminalisieren, das „Containern“ soll erlaubt werden. Aber eigentlich wäre es die Aufgabe eines Landwirtschaftsministers, kreative Ideen zu unterstützen – und die gibt es. Das „Community Kitchen“ in München-Neuperlach nutzt aussortierte Nahrungsmittel. Die von Günes Seyfarth und ihren Freundinnen gegründete GmbH verfügt dort über ein Restaurant mit 199 Plätzen. Täglich werden etwa 2.000 Essen verkauft.
„Aufessen, was eh schon da ist“ – das Lebensmittel-Retter-Motto könnte bald überall Schule machen.
Die unverkauften Lebensmittel würden ganz legal von Partnerbetrieben abgeholt, die Unverkäufliches loswerden müssen. Auch Fleisch ist darunter, aber hier sind die Haltbarkeitsvorschriften besonders streng. „Aufessen, was eh schon da ist“ – das Motto könnte überall Schule machen, vielleicht mit Unterstützung des eher als grüner Verbotsminister bekannten Özdemir. Aber letztlich kann jeder darauf achten, sparsam und bedächtig mit Lebensmitteln umzugehen. Doch das ist leichter gesagt als getan, wenn man nie genau weiß, wieviel das eigene Schulkind essen wird und dann lieber zu viel als zu wenig mitbekommt. Sparsamer zu leben könnte aber auch im reichen München zum Selbstläufer werden, weil das Geld bei rasant steigenden Lebensmittelpreisen einfach immer knapper wird. Statt teuren Marken- und Bioprodukten landet nun immer mehr Discounterware im Einkaufskorb. Das ist keine gute Nachricht. Da muß sich nicht nur Özdemir, sondern die ganze Ampelregierung etwas einfallen lassen.