Sie sind Lügner!“ Dieses Verdikt Tucker Carlsons sorgt bei US-Demokraten, Medien und Teilen der Republikaner für Empörung. Der konservative Fox-News-Moderator beansprucht, einen Skandal enthüllt und die Vorgenannten der Täuschung überführt zu haben: Am 7. März präsentierte er in seiner Sendung bisher unveröffentlichte Bilder, die Überwachungskameras beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 filmten, und an die er durch den neuen Fraktionschef der Republikaner, Kevin McCarthy, gekommen sei. Nach 14 vergeblichen Anläufen Anfang Januar soll der, berichten US-Medien, unter anderem die Herausgabe der Bänder im Gegenzug für seine Wahl zum Vorsitzenden versprochen haben.
Auch wenn die meisten friedlich blieben, gab es genug Vandalen, um die Polizisten in Todesangst zu versetzen.
Und die, so Carlson, belegten die gezielte Irreführung der Öffentlichkeit über den wahren Charakter des 6. Januar, die durch selektive Bildauswahl in den Medien erzeugt worden sei: „In Endlosschleife haben Sie das gesehen“, erinnert er sein Publikum, während Szenen aggressiver Trump-Anhänger eingespielt werden, die Polizisten bedrängen und Fenster einschlagen. Dem stellt der Fox-Mann nun Szenen der Ruhe gegenüber: andächtig durchs Kapitol wandelnde Trumpisten, die beeindruckt die erhabenen Hallen der Demokratie bestaunen, brav Schlange stehen und säuberlich einen umgeworfenen Kleiderständer aufstellen. Und nicht nur das, auch Polizisten, die die Herrschaften wie Fremdenführer durch die Gänge leiten und ihnen die Türen öffnen.
Für Carlson ist klar, in bezug auf die große Mehrheit könne nicht mehr von einem „Sturm“ aufs Kapitol gesprochen werden, und die einseitige Darstellung als reine Gewaltorgie diene nur einem Zweck: den Amerikanern ein großes Verbrechen vorzugaukeln, um sie vom wahren Verbrechen – dem, so Carlson, Wahlbetrug – abzulenken.
Der Vorwurf der Einseitigkeit ist nicht unberechtigt, doch ist nachvollziehbar, daß Medien sich auf Gewalttäter fokussieren, und unbekannt waren Bilder friedlicher Kapitolsbesetzer, gefilmt von Privatleuten, auch nicht. Vor allem aber: Auch wenn die meisten gewaltlos blieben, gab es genug Vandalen, die Öffnung der Türen zu erzwingen und unter Rufen, sie wollten nun mißliebige Politiker erhängen, einige der zahlenmäßig unterlegenen Polizisten in Todesangst zu versetzen.