Letztes Mitglied der Weißen Rose verstorben
MEGGETT. Das letzte Mitglied der Widerstandsgruppe Weißen Rose, Traute Lafrenz, ist vergangene Woche im Alter von 103 Jahren verstorben. Lafrenz lebte zuletzt in der Kleinstadt Meggett im US-Bundestaat South Carolina. Sie kam 1919 in Hamburg zur Welt, studierte dort Medizin und wechselte 1941 an die Universität in München. Im Sommer des gleichen Jahres lernte sie dort Hans Scholl kennen. Eine Zeitlang führten beide eine Beziehung. Mit Beginn der Aktivitäten der Weißen Rose im Juni 1942 brachte Lafrenz unter anderem Flugblätter der Gruppe nach Hamburg und verteilte sie dort unter Freunden. Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Februar 1943 informierte sie die Hinterbliebenen. Im März 1943 wurde sie schließlich selbst verhaftet und wegen „Mitwisserschaft“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Das eigentliche Ausmaß ihrer Aktivitäten in der Gruppe konnte sie nach Aussagen der „Stiftung Weiße Rose“ dabei geschickt verbergen. Nach ihrer Entlassung kehrte sie nach Hamburg zurück. Im Verlauf weiterer Ermittlungen wurde Lafrenz allerdings erneut verhaftet und saß in verschiedenen Gefängnissen in Untersuchungshaft. Im April 1945 wurde sie von US-Truppen aus dem Zuchthaus Bayreuth befreit. Zwei Jahre später wanderte sie in die USA aus und leitete als Ärztin in Chicago eine heilpädagogische Schule für geistig behinderte Kinder. 2019 wurde sie mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik ausgezeichnet. Die Weiße Rose war eine Gruppe junger Studenten, die in den vierziger Jahren anonyme Protestaktionen gegen das nationalsozialistische Regime organisierte, vor allem in Form von Flugblattaktionen. In ihren Schriften forderten sie ein Aufbegehren der „christlichen und abendländischen Kultur“ gegen den Nationalsozialismus und ein Ende des Krieges. Ihre Wurzeln hatte die Gruppe in der bündischen Jugendkultur und christlichen Bewegungen. (lb)
Bertolt-Brecht-Preis 2023 geht an Lutz Seiler
AUGSBURG. Der Schriftsteller Lutz Seiler erhält den diesjährigen Bertolt-Brecht-Preis der Stadt Augsburg. Im Jubiläumsjahr zu Brechts 125. Geburtstag (JF 7/23) wird die Auszeichnung zum elften Mal verliehen. Seilers Prosa besteche durch einen „magischen Sound“, begründete die Jury ihre Entscheidung. „Poetische Lakonik, Redlichkeit, Elegisches und Humorvolles entfalten sich in unvergleichlichen Szenen. Die Texte dieses Dichters erinnern an Verschollenes“. Der aus Gera stammende, heute 59jährige ist Autor zahlreicher Gedichtbände, Erzählungen und Essays sowie der Romane „Kruso“ (JF 42/14), für den er mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, und „Stern 111“, für den er 2020 den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. Den mit 15.000 Euro dotierten Bertolt-Brecht-Preis soll er am 20. April im Augsburger Rathaus entgegennehmen. (tha)