Die fünfte Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland ist beendet, doch die Diskussion geht weiter. „Wir sind einen Schritt vorangekommen in einem Weg der Erneuerung“, bilanzierte Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Etwas euphorischer äußerte sich der Episkopatsvorsitzende Bischof Georg Bätzing: „Die Kirche ist in der Lage, sich zu verändern. Und sie verändert sich.“ Der Synodale Weg sei „kein zahnloser Tiger“. Es hätten sich aber auch große Differenzen gezeigt, so sein Amtsbruder Felix Genn aus Münster.
Die kirchliche Diskussionskultur müsse weiter verbessert werden – darin waren sich die meisten Synodalen in Frankfurt einig. Die wesentlichen Beschlüsse: Frauen und nichtgeweihte Männer sollen im Gottesdienst predigen dürfen. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben; und den Papst will man bitten – man beachte die vorsichtige Formulierung –, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen.
„Eröffnet die Tür zur Beliebigkeit“
Die Mehrheit der Versammlung schien in der Debatte über mehrere Streitfragen einen Eklat verhindern zu wollen. Bischof Bätzing bekannte bei der Abschlußpressekonferenz, ihm sei ein großer Stein vom Herzen gefallen. Als „hart erkämpften Meilenstein“ würdigte die Katholische Frauengemeinschaft den Beschluß zur Zulassung von Frauen zum Diakonat, der in Rom vorgelegt werden soll: „Wir setzen uns nun konsequent dafür ein, daß wir nicht weitere 50 Jahre auf die erste Priesterin warten müssen.“ Unter Tränen sagte die Oberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Katharina Ganz, die Kirche hindere sie am Ausleben ihrer Berufung zum sakramentalen Amt. Vor der Versammlung hatten nicht nur Aktivisten mit Regenbogenfahnen demonstriert, sondern auch die konservative Frauengruppe „Maria 1.0“, die den Teilnehmern „macht nicht den Luther“ zuriefen.
Unklar blieb zunächst, ob alle 27 Diözesanbischöfe ihren Sitz im sogenannten Synodalen Ausschuß einnehmen werden. Denn nur 80,7 Prozent der Oberhirten stimmten den Frankfurter Beschlüssen zu. So schrieb der Passauer Bischof Stefan Oster in einem Statement: Weil „der Text alle möglichen denkbaren Paarbeziehungen einschließt und wir keinen zugehörigen theologisch-anthropologischen Grundtext haben und auch die nötigen Differenzierungen fehlen, eröffnet er tatsächlich auch die Tür zur Beliebigkeit und ist meines Erachtens nicht zustimmungsfähig“.
Und es bleibt die Frage: Werden die deutschen Forderungen in Rom und in der Universalkirche gehört und aufgenommen? Bischof Bätzing hat bekräftigt, daß mehrere Synodalbeschlüsse nur in Zusammenarbeit mit der Weltkirche realisiert werden können. Man erwarte aber „keine bürokratischen Antworten aus einer Kurienstelle oder aus Hinterzimmern“. In einer ersten Reaktion zeigte sich der Vatikan irritiert bezüglich einer Zulassung von Segensfeiern für homosexuelle Paare. Eine Ortskirche könne keine Entscheidungen treffen, die die Weltkirche betreffen, betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.