© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/23 / 17. März 2023

Aufgeschnappt
Ein buntes Pflaster soll es richten
Matthias Bäkermann

Die schillernden Zeiten deutscher Fußgängerzonen sind lange her, drohende Schließungen von Galeria-Kaufhof oder Peek & Cloppenburg werden die zunehmende Einkaufstristesse aus Ein-Euro-Läden, Kik, Rossmann plus Dönerbude wohl eher verstärken. In der Ruhrmetropole Essen verpaßt jetzt die Stadtverwaltung ihrer Innenstadt wenigstens mit regenbogenfarbener Pflasterung ein optisches Tuning und zeigt damit zugleich politische Haltung. „Weil wir uns als offene und vielfältige Stadt sehen, wollen wir ein Zeichen setzten“, schwärmte der grüne Stadtrat Silas Haake am Montag in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Der Antrag des schwulen Lokalpolitikers fand im Verkehrsaussschuß sofort eine Mehrheit von Grünen und CDU. Auf der Einkaufsmeile Limbecker Straße und zwei zentralen Plätzen sollen nun rechtzeitig zum „Ruhr CSD“ jeweils 50 Quadratmeter Straßenbelag bunt aufgehübscht werden. Doch es gab auch Kritik im Stadtrat: „10.000 Euro dafür auszugeben ist schlichweg Quatsch“, moserte Joachim Kluft vom „Essener Bürgerbündnis“, und der AfD-Vertreter Andreas Meinzke findet es zwar „richtig und wichtig, Toleranz zu zeigen“, warnt aber, daß die bunten Flächen „Anreiz für Vandalismus“ bieten könnten.