© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/23 / 10. März 2023

Haltungsnote
Kritische Fragen unerwünscht
Gil Barkei

Die NDR-Mediensendung „Zapp“ lud eigentlich zum Talk, um zerstörtes Vertrauen in die Öffentlich-Rechtlichen wiederzubeleben. Doch das ging nach hinten los. Als es bei den kritischen Fragen an den geladenen SWR-Intendanten und ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke um dessen Jahresgehalt von 361.000 Euro ging, reagierte das SPD-Mitglied aggressiv. Der Journalist Tilo Jung fragte den 62jährigen, warum er so viel verdiene wie der Bundeskanzler. Gniffke drehte ihm das Wort im Mund um: „Sie haben eben gesagt, ich verdiene mehr als der Bundeskanzler. Die Information ist falsch!“ Tatsächlich bekommt der Regierungschef 106 Euro mehr im Monat als der ARD-Vorsitzende. Jung beharrte darauf, das so nicht gesagt zu haben und stellte die Frage anders: „Warum verdienen Sie 30.000 Euro im Monat?“ Gniffke wich aus: „Gute Frage, falscher Adressat, weil das wird von meinem Verwaltungsrat festgelegt.“ Gniffke war kaum zu beruhigen, fiel den anderen ins Wort, bis Moderatorin Kathrin Drehkopf nachhakte: Schon vor vier Jahren habe die KEF „bereits in einem Sonderbericht angemerkt, daß die Intendantengehälter allgemein zu hoch sind im Vergleich zu anderen öffentlichen Unternehmen“. Gniffke ballte die Faust, schlug auf den Tisch, der SWR-Verwaltungsrat bestimme das Gehalt: „Die können erwarten, daß da jemand ist, der sich das letzte Hemd zerreißt“ für Mitarbeiter, Publikum und die Unabhängigkeit des Journalismus.