Gratismut im Narrenschiff“ überschreibt Wolfgang Hariolf Spindler sein Vorwort der aktuellen Ausgabe (Heft 1/Februar 2023) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Die Neue Ordnung. Er kritisiert „die sattsam bekannte Stereotypie innenpolitischer Nichtauseinandersetzung in Parlamenten und Talk-Shows“, die sich „überraschungsfrei in moraltriefenden Wortbeiträgen“ reproduziere, „wenn einmal mehr Putin, Orbán, ‘Rechte’, Klima- und Corona-‘Leugner’ und sonstige Unmenschen verdammt werden“. Der Mut zum Konsens sei gratis „im besten Deutschland, das es je gab“ (Steinmeier) und verfestige die Parteilichkeit im Innern ohne Not.
Über den „christlichen Glauben als Voraussetzung des demokratischen Pluralismus“ schreibt der Philosoph Arthur F. Utz (1908–2001) in seiner Würdigung der wissenschaftlichen Arbeiten Kardinal Ratzingers. Der Autor erinnert in seinem bereits 1989 gehaltenen Festvortrag daran, daß vor rund dreihundert Jahren die Anhänger Mohammeds an den Toren Europas mit Waffengewalt zurückgedrängt wurden. Heute falle in der pluralistischen Demokratie diese Art der Rettung weg. Außerdem hätten Muslime inzwischen „freien Zugang in unsere Staatswesen“. Den Christen bleibe nur die geistige Waffe, die aber sehr stumpf geworden sei. Zum Schaden der Kultur und der Demokratie bildeten sich in beängstigender Weise sektenhafte Bewegungen, denen eine frustrierte Jugend leicht zum Opfer falle.
Der Historiker Michael F. Feldkamp forscht zu kirchen- und zeithistorischen Fragen. In seinem Beitrag „Pius XII. und die Legenda nera vom Schweigen des Papstes“ befaßt er sich mit den Vorwürfen und der Propaganda der sowjetischen Kommunisten und der deutschen Nationalsozialisten, der Papst habe zum millionenfachen Judenmord geschwiegen und zudem Hitlers Krieg gegen den Bolschewismus unterstützt. Die Propaganda ging auf und wurde sogar in intellektuellen Kreisen für glaubwürdig erachtet. Nach seinem Tod 1958 ging die Schlammschlacht weiter und erhielt neuen Zündstoff durch einen Beitrag des katholischen und SPD-nahen Juristen Ernst-Wolfgang Böckenförde im Februarheft 1961 der katholischen Zeitschrift Hochland. Der Jurist beschuldigte dabei auch die katholische akademische Jugend einer besonderen Anfälligkeit für den NS. Tatsächlich entsprachen sämtliche Vorwürfe nicht der Realität, wie die „Kommission für Zeitgeschichte“ der Bayerischen Katholischen Akademie 1962 feststellte.
Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem „Wesen Europas“ (Christopher Dawson) und der „Politisierten Apokalyptik im Medienbereich“ (Klaus-Rüdiger Mai).
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