Der Unterschied zwischen einem Lügner und einem Ideologen besteht darin, daß der Ideologe dumm genug ist, an seine eigenen Lügen zu glauben. In der bundesdeutschen „Deppokratie“ (Alexander Wendt) herrscht an täglichen Bestätigungen dieser von Hermann Lübbe stammenden Definition kein Mangel. Sie zeugen allerdings nicht alle von so atemberaubender Dummheit wie Heike Raabs Plädoyer für die „notwendige Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 1–2/2023). Die sozialdemokratische Staatssekretärin in der rheinland-pfälzischen Ampel-Regierung, eine studierte Politologin, die seit Beginn ihrer Karriere als persönliche Referentin des damaligen SPD-Politikers Rudolf Scharping nie mit dem Berufsleben außerhalb von Partei und Parlament in Berührung gekommen ist, koordiniert die Rundfunkkommission der Länder, sitzt dem SWR-Verwaltungsrat vor, gehört dem ZDF-Fernsehrat an und lehrt am Mainzer Medieninstitut. Derart als medienpolitische Multifunktionärin ausgewiesen, fand sie offenbar bisher auch nie Zeit, in ihre GEZ-Programme zu schauen. Nur deswegen ist sie wohl zutiefst davon überzeugt, der ÖRR sei „staatsfern und selbstreguliert“. Er verkörpere das „freieste und unabhängigste Mediensystem“ Deutschlands, das ausschließlich „faktenbasiert“ den gesellschaftlichen Informationsauftrag erfülle und dabei ohne „Haltungs- und Meinungsjournalismus“ auskomme. Was die ZDF-Fernsehrätin daran noch vermißt, ist eine stärkere „emotionale Verankerung“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks („must be loved“) im weiten Kreis der Zwangsgebührenzahler.