Eine neue Studie zur gesamtstaatlichen Gesundheitsversorgung Italiens läßt aktuell in Südtirol die Wogen hochgehen. Denn laut der Erhebung landet Südtirol in der Gesamtbewertung nur auf Rang 17 von 20. In der Untersuchung wurden die verschiedenen Regionen des Stiefelstaats bezüglich Sanität miteinander verglichen. Beim Lesen dieser Bewertung werden viele den Kopf schütteln und das Ganze für einen schlechten Scherz halten.
Die Region Trentino ist seit Jahrzehnten eines der wirtschaftsstärksten und infrastrukturell am weitesten entwickelten Gebiete des Landes. Und genau in diesem Teil Italiens, wo laut italienischen Nationalisten Milch und Honig fließen, ist die gesundheitliche Versorgung der Bürger schlechter als auf der Insel Sizilien? Um es kurz zu sagen, ja das ist so. Das fatale Abschneiden bei der Erhebung hat viele Gründe, die ebenso vielfältig wie längst bekannt sind: lange Wartezeiten, mangelndes Fachpersonal und politisches Mißmanagement.
Die Südtiroler Landesregierung und Ministerpräsident Arno Kompatscher scheinen gelähmt zu sein.
Die Vorsitzende der Südtiroler Freiheitlichen, Sabine Zoderer, hat hierzu eine klare Meinung: „Das grottenschlechte Abschneiden Südtirols bei der aktuellen GIMBE-Studie macht mir Sorgen. Die überlangen Wartezeiten sind ein Indiz für die Mißstände. Es kann doch nicht sein, daß Südtiroler Bürger ins Trentino ausweichen müssen, um zeitnah betreut zu werden. Die Probleme bestehen seit Jahren, ohne daß die Landesregierung etwas unternimmt.“ Die Studie rückt binnen weniger Wochen das Thema Sanität zum zweiten Mal ins Rampenlicht.
Erst vor kurzem hatte eine junge Südtiroler Ärztin in einem offenen Brief ihre schwierige persönliche Situation geschildert, nach ihrem Studienabschluß eine Anstellung als Hausärztin im Land zu erhalten. Insbesondere beklagt sie das Fehlen einer zentralen Anlaufstelle und weiterer Hilfestellungen beim Berufseinstieg. Die Südtiroler Landesregierung und insbesondere Ministerpräsident Arno Kompatscher, welcher seit vergangenem Jahr nach einem politischen Erdbeben in den eigenen Regierungsreihen auch das Gesundheitsressort übernommen hat, scheinen indes gelähmt zu sein.
Es scheint fast so, als wäre die Exekutive unwillig oder unfähig, die bekannten Mißstände im Südtiroler Gesundheitsbetrieb nachhaltig anzugehen. Leittragende dieser politischen Handlungslosigkeit sind die Bürger und deren Lebensqualität. Des weiteren wird durch die vorherrschende Situation auch an zwei Grundpfeilern des Südtiroler Minderheitenschutzes gesägt, nämlich dem Recht auf Muttersprache und dem ethnischen Proporz. Für die Betroffenen bleibt zu hoffen, daß die bevorstehenden Landtagswahlen im Herbst zu einer Verbesserung beitragen, ohne wieder einmal leere Worthülsen zu sein.